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Minigeschichten von den Philippinen
Mir ist gerade eingefallen, dass wir Ihn und seine Freundin Anfang 1989 nochmal in Cebu trafen. Da gab es ein neues deutsches Restaurant in einer Arkade zwischen Mango Street und Ramos und dort haben meine Frau und ich gegessen und er kam mit seiner Freundin rein. Wir haben uns mit ihnen unterhalten und sie hatten erzählt, dass das Geschäft, das sie von meiner Frau übernommen haben leider den Bach runterging. Das Restaurant gab es bereits ein Jahr später nicht mehr. Der Name war glaube ich Black Asparagus, aber ich bin mir nicht sicher.
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Da ich die letzte Geschichte ja schon mal vor 17 Jahren erzählt hatte, gibt es heute wieder was ganz neues. Erlebt habe ich das im Jahr 2002, als ich noch relativ neu im Fischexport war und noch mit Jezalyn Fishing und Vincio zusammengearbeitet hatte. 

Die Flaschenpost Teil 1

Wie üblich bin ich damals so gegen 10 Uhr ins Büro gegangen, denn vorher waren die ganzen Fischer da, und da konnte man nicht vernünftig arbeiten. Ich sollte damals ein Exportgeschäft für Fischexport aufbauen. Begonnen hatte das alles im Februar 2002 und war anfangs doch nicht ganz so einfach. Kommerzielle Kunden über das Internet im Fischexport zu finden benötigte viel Zeit. Jezalyn Fishing hatte etwa 15 eigene Boote und etwa 75 Boote, die sie finanzierten. Der Eigentümer war Vincio, der an meinem Konzept sehr interessiert war und damit begann die Exportsuche. Die ersten Lieferungen gingen für ganze Fische in die USA, was aber an der Westküste wegen der vietnamiesischen Konkurrenz preislich nicht einfach war, und mit der Ostküste blieb es bei einem Versuch, denn die Fracht war teuer und es dauerte im Schnitt 12-18 Stunden länger, als Lieferungen nach LA oder San Francisko. Das war nun der Grund, warum ich bei Vincio im Büro saß und diese Geschichte erlebt habe.

Gegen 11 Uhr kam Lydia, die Frau eines Fischer ins Büro mit einer grünen Flasche im Arm. Sie ging zuerst zu Dingding, die eigentlich für jeden, der ins Büro kam, die erste Ansprechstation war. Nachdem Lydia geredet hatte, schicke Dingding sie zu mir. Lydia kam also an meinen Schreibtisch und begann zu erzählen: Vor vier Tagen, war mein Mann mit seiner Crew noch im Moro Golf und sie fischten dort für Thunfische. Thunfischfang auf den Philippinen wird meist von kleinen Ruderbooten aus gemacht, aber viele hatten auch ein Netz dabei. Leider lief es an jenem Tag nicht so gut, als plötzlich ein Besatzungsmitglied auf die vielen springenden Fische hinwies, die gerade mal so in 200 Meter Entfernung aus dem Wasser sprangen. Hier waren wohl größere Fische auf der Jagd nach kleineren. Sofort wurde der Motor angelassen und das Boot fuhr in Richtung der springenden Fische. Das Netz wurde zu Wasser gelassen und man kreiste den Schwarm sozusagen ein. Als das Netz unten geschlossen war und man begann es einzuholen, wusste man bereits, dass man einen guten Fang gemacht hatte. Am Ende zählte man über 7000 Kilo Skipjack Thunfisch und 7 große Gelbflossen-Thunfische. Diese hatten unter den Skipjacks gejagt, weswegen die sprangen um den direkten Angriffen zu entgehen. Als man das Netz lehrte, fand man dann auch die grüne Flasche. Lydias Mann begutachtete die Flasche und sah im Sonnenlicht, dass etwas drin war. Ein Stück Papier...eine Schatzkarte vielleicht? Das SOS eines gestrandeten Seemannes? Ein Liebesbrief von vor langer Zeit?

Fortsetzung folgt
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Die Flaschenpost Teil 2

Lydias Mann beschloss die Flasche nicht zu öffnen, was mich im Nachhinein sehr verwunderte. Und deswegen steht Lydia nun vor mir. Sie gab mir die Flasche und ich schaute sie mir an. Es war eine typische grüne Weinflasche und sie war mit einem Korken verschlossen worden. "Lydia", sagte ich, "eines steht jetzt schon fest; diese Flasche ist nicht alt. Also eine Schatzkarte werden wir darin sicher nicht finden. Darf ich die Flasche öffnen?"
Lydia nickte und ich holte mein Schweizer Messer hervor (ich trage seit meiner Kndheit immer eines mit mir herum), öffnete den Korkenzieher und begann ihn in den Korken einzudrehen. Ich klemmte die Flasche zwischen meine Beine und zog den Korken heraus. Danach drehte ich die Flasche um, aber das Stück Papier war natürlich nicht mehr eng gerollt und kam nicht heraus. Auch meine Versuche das Papier mit einer Pinzette herauszuholen scheiterten. "Wir müssen wohl die Flasche kaputt machen, wenn wir den Zettel heben wollen. Ich kann das so machen, dass sie dabei nicht wirklich bricht und hinterher wieder zugeklebt werden kann, ohne dass man allzuviel sieht." erzählte ich. Lydia nickte und ich besorgte einen Eimer Wasser, Schnur und Eis. Das Eis kam ins Wasser, die Schnur legte ich im oberen Drittel der Flasche um sie herum und begann die Schnur nun schnell hin und her zu bewegen, um Reibungshitze zu erzeugen, Als nach etwa fünf Minuten die Schnur zu qualmen begann, tauchte ich die Flasche blitzschnell ins Eiswasser, es knackste und ich riss die Flasche heraus. Jetzt konnte ich das Oberteil der Flasche abheben. Es war nur sehr wenig Wasser eingedrungen und ich nahm das Papier heraus.

Lydia nahm das obere Flaschenteil in die Hand, strich mit dem Finger über den Bruchrand, schnitt sich ein wenig und fragte: "Wieso bricht das so sauber?" "Weil wir durch das Rubbeln mit der Schnur Hitze erzeugt haben und als das Glas blitzschnell abgekühlt wurde brach es sauber entlang der erhitzen Linie. So haben wir als Jugendliche beim Campng Gläser hergestellt und wenn man die Ränder mit Sandpapier etwas entgrätet kann man daraus sogar trinken." erklärte ich. Ich wendete mich dem Papier zu und rollte es vorsichtig auf. Da war einiges drauf geschrieben: Ich las vor: 

My name is Christian McMahon and i am 12 years old. I am with my parents on Board of the Cruise ship Crown Princess along the pacific Mexican coast. If this bottle is ever found please send me card or a letter or give me a call. Thank you very much. Es folgte das Datum: 6-30-1999 Die Flasche war über drei Jahre unterwegs gewesen.

Es folgten eine Adresse und Telefonnummer in Maine, die ich hier nicht reinschreiben werde. Auch wurde der Name von mir verändert.

Lydia war ganz aufgeregt und erkundigte sich bei mir genau, wo genau die Flasche denn ins Wasser geworfen wurde. Da Vincio in seinem Büro eine Weltkarte neben einer Phlippinischen Karte an der Wand hatte, konnte ich ihr zeigen, wo das Schiff unterwegs gewesen war. Mittlerweile waren die anderen Leute im Büro neugierig geworden und schauten sich das auch auf der Karte an. Sie unterhielten sich nun auf Visaya mit Lydia und ich ging zurück an meinen Schreibtisch. Nach einigen Minuten setzte sich jeder wieder auf seinen Platz und Lydia fragte, ob wir da wohl anrufen könnten. Ich fragte Vincio um Erlaubnis, da es ja nichts geschäftliches war und er stimmte zu.

Fortsetzung folgt
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Die Flaschenpost Teil 3

Ich checkte die Zeit, es war fast 11 Uhr und da würde es in Maine 11 Uhr nachts sein. Um eine solche Zeit wollte ich natürlich niemanden stören. Das sagte ich zu Lydia und wir verabredeten, dass wir uns am nächsten Morgen um 8 Uhr im Büro treffen würde..

Am nächsten Tag kam ich wenige Minuten nach 8 Uhr ins Büro und siehe da, Lydia war schon da. Ich wählte also die Nummer und nach wenigen Sekunden warten klingelte es: "Hello" klang es aus dem Hörer und ich fragte, ob wir mit der Familie McMahon verbunden seien, was bejaht wurde. Ich begann also die Geschichte vom Fund der Flaschenpost zu erzählen. Die Frau am enderen Ende war begeistert, dass die Flaschenpost eine solch lange Reise hinter sich hatte. Wir reden ja von guten 20000 Kilometern. Leider sei ihr Sohn nicht hier, der die Flasche seinerzeit ins Meer geworfen hatte. Der sei auf einem Pfadfindertreffen, würde aber am Sonntag abend zurück kommen und dann könnten wir das am Montag wiederholen. So verblieben wir dann und damit war die Geschichte für ein paar Tage aufs Eis gelegt worden. Lydia ging mit ihrer Flaschenpost nach Hause. 

Am nächsten Montag Morgen stand sie wieder auf der Matte und wir wiederholten den Anruf. Dieses Mal meldete sich der Junge selbst und war ganz aufgeregt, als ich ihm die Geschichte des Fundes erklärte und er zu verstehen begann, dass seine Flasche einmal um die halbe Erde geschwommen war. "Was für eine tolle Geschichte, das werde ich alles meinen Freunden bei den Pfadfindern erzaählen. Die hatten mich damals ausgelacht, als ich nach meiner Rückkehr von der Kreuzfahrt erzählte, dass ich eine Flasche ins Meer geworfen hatte." Dann verabschiedete ich mich und wünschte ihm weiterhin viel Glück und viel Erfolg bei seinen Pfadfinderfreunden. Ich bot ihm noch an, das zu bestätigen, falls sie ihm nicht glauben sollten. 

Damit dachte ich eigentlich, dass die Geschichte erledigt wäre. Aber trotz den langen Jahren auf den Philippinen kannte ich meine Pinoys scheinbar doch nicht gut genug. Etwa zwei Wochen später bekam ich nämlich einen Anruf von Christians Mutter; sie hatte sich damals meine Nummer aufgeschrieben. Sie klang sehr erbost und ich bekam schon langsam eine dumpfe Ahnung, was da passiert sein könnte. Lydia hatte nämlich mit der Hilfe eines Freundes, der gutes Englisch sprach, dort angerufen und gejammert wie arm sie seien, und dass sie nie genug zu Essen hätten und gutmütig wie Frau McMahon war, hatte sie mit Western Union 100 Dollar geschickt, das war ihr die Freude ihres Sohnes wohl wert. Aber es folgten nach den ersten 100 Dollar weitere Bettelanrufe, zum Teil  mitten in der Nacht und sie war wirklich verärgert und schimpfte mich, wie ich das zulassen könnte. Ich erklärte, dass ich keine Ahnung hatte was da passiert war und das niemals gebilligt hätte. Sie hätte ja auch nicht vom Büro aus angerufen. Ich versprach ihr, dass ich mit Lydia reden würde. 

Am nächsten Tag, als Lydia ins Büro kam um die Abrechnung der Fänge zu bringen, sprach ich sie an und schimpfte kräfitg mit ihr. Ich sagte ihr auch, dass Vincio sehr verärgert sei und wenn sie nicht aufhören würde, würde er das Boot ihres Mannes nicht mehr finanzieren. Natürlich hatte ich Vincio´s Erlaubnis vorweg eingeholt. Und damit hörten die Bettelanrufe auf. 

Aber das endgültige Ende kam wohl einige Monate später, als Lydias Mann erkrankt war und sie dort anrief um um Geld zu betteln für das Krankenhaus. Die Nummer war nicht mehr in Betrieb und die McMahons hatten wohl  lieber einen Telefonnummernwechsel gemacht, als nochmal von Lydia belästigt zu werden.
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Märchenstunde

Auch ein alter Hase wie ich kann hier auf die Schnauze fallen und enttaeuscht werden.

Im Januar 1988 hatten wir ein grosses Pumpboot gekauft, die Geosally, später Bayreuth, von der ich ja erzählt hatte. Üeber dreissig Meter lang - fuer 150 Passagiere zugelassen - Ladekapazitaet von 35 Tonnen - und nicht aus Sperrholz sondern aus solidem Holzplanken gebaut.

Mit diesem Boot kam ein 13 jaehriger Junge - ohne Schule - der auf dem Boot kochte; elternlos und wir uebernahmen ihn. Integrierten ihn in die Familie und schickten ihn zur Schule und da er nur vier Klassen fertig machen wollte - er fuehlte sich albern unter all den Kindern - hat er fuer uns seitdem immer gearbeitet. Wir haben ihn fair behandelt, haben ihm ueberdurchschnittliches Gehalt bezahlt und als er 2001 heiratete die Hochzeitsfeier bezahlt.

Er kam mit uns nach General Santos und arbeitete in unserem Export Geschäft. Er verdiente durchschnittlich im Monat 15000 Pesos und hatte obendrein freie Unterkunft, und noch eine Menge freies Essen, wie Reis, Fisch von den Käufen usw. 

Im Februar 2008 hoerten wir auf mit dem Export und er ging mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in das Dorf aus dem sie stammte.

Waehrend meiner Abwesenheit in den letzten Tagen - wir waren ja von Ende Februar bis Ende Auguast 2008 6 Monate auf einer Philippinenrundreise - flatterte eine Klageschrift ins Haus. Von der DOLE (Department of Labor and Employment) und er schuldigt uns an das wir die Arbeitsgesetze vielfach verletzt haetten. Wir hatten natuerlich alle notwendigen Papiere und koennen beweisen, dass wir sie nicht verletzt hatten - in keiner Weise - weder mit Ueberstunden oder Feiertagsarbeit wie er behauptete. (das war zweite mal das ich mit dem Arbeitsgericht zu tun hatte)

Was mich so enttaeuscht hat, ist natuerlich die Tatsache dass wir ihn praktisch seit seinem 13. Lebensjahr gross gezogen haben.

Aber nun kommt der Hammer von seiner Frau. Diese sagte naemlich, dass sie - als sie noch "bescheissen" konnten beim Wiegen des Fisches (oooops -da gabs schon manchmal unerklaerliche Unterschiede von 3-4 Kilos) -  haetten sie neben dem Gehalt 20000 Pesos monatlich zusaetzlich verdient und nun muesse ich ihnen fuer die Monate, nach der Ankunft meines Schwagers 2005, alle Monate nachbezahlen. (seit damals hatte der das Wiegen übernommen) Ich hatte das damals als Unterschiede der Waagen angesehen, aber 3-4 Kilos bei 270 Pesos Kilopreis sind schnell mal ein Tausender.

Erst hab ich lauthals gelacht - man verlangt Nachzahlung weil man zwischen August 2005 und Februar 2008 nicht mehr "beim Wiegen betrügen konnte".

Beim ersten Hearing lacht sich der Arbitrator einen Ast, er konnte es gar nicht verstehen, wie jemand so dreist sein konnte, und der Zauber war auch schon vorbei, die Klage abgewiesen, bevor sie richtig begonnen hatte. Aber was mich enttaeuscht hatte war die menschliche Seite. Fuer 20 Jahre war er bei uns und wuchs vom vom  Jungen zum Mann, und nun stellte sich heraus er hatte uns auch "abgezockt". Jory hatte sich nach dem Hearing bei meiner Frau entschuldigt, ich selbst war vorher schon rausgegangen, weil mich die ganzen Lügen und krampfhaften Versuche was rauszuquetschen, angekotzt hatten. Meine Frau hatte ihnen am Schluß noch 2000 Pesos für die Heimfahrt gegeben und sich von ihnen schriftlich bestätigen lassen, dass sie nie mehr irgendwelche finanziellen Ansprüche stellen werden. 

Ich bin sehr traurig damals.

Irgendwie hoert sich die ganze Story "maerchenhaft" an, und es war mal wieder ein "philippinisches Maerchen", aber solche Maerchen koennen auch Kopfschmerzen bereiten und noch lange negativ nachwirken. Zu erwähnen wäre noch, dass keiner aus unserer Familie und von denen jemals wieder ein Wort zusammen gewechselt haben. 


[Bild: https://www.philippinenforum.net/forum/i...pwZw%3D%3D]
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Ich habe bei weitem nicht die Erfahrung wie andere. War ja nur während meines Urlaubs 2, 3x im Jahr dort - über einen Zeitraum von 13 Jahren.
Aber diese Art habe ich trotzdem öfter gehört, gesehen, erlebt. Es wird meist viel zu kurzfristig gedacht. Jetzt schnell abzocken und ein paar Peso machen. Aber die langfristige Perspektive aus den Augen verlieren. Wirklich traurig.
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Nun erzähle ich erneut eine alte Geschichte, die von einigen hier schon angesprochen wurde.

Neidfaktor oder Ärger auf der Farm

1. T
eil

Anfang der 90er Jahre (genau genommen waren wir am 6.1.1990 angekommen) hatten wir in Bukidnon begonnen eine Farm aufzubauen um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Schliesslich hatte die Bergbau Geschichte auf Dinagat in einem Debakel (das ich auch mal erzählen werde im Detail) geendet ohne unser Verschulden und essen mussten wir; zudem hatten wir zwei kleine Kinder zu ernaehren. Aber die eigentliche Geschichte beginnt erst mit dem Ärger, wobei der vorangehende Teil auch sehr interessant ist. 

Die Farm lief nach anfaenglichen Schwierigkeiten - koennte man als Geburtswehen bezeichnen -  recht gut und der Bedarf stieg fast woechentlich. Da wir nicht alles selbst pflanzen konnten ohne die Uebersicht zu verlieren, hatten wir begonnen auch andere Farmer zu finanzieren. Das hiess wir gaben ihnen Duenger, Chemikalien und Samen, und sie pflanzten fuer uns und bekamen den Erloes abzueglich der Investition und 1 Peso pro Kilo Finanzierungskosten.

Im Sommer 1993 stand bei einem unserer finanzierten Farmer die Broccoli Ernte an und wir gingen also nach der Ernte zu dem Farmer um unseren Broccoli abzuholen und gleichzeitig auch abzurechnen wie es ueblich war. Unser Preis war generell hoeher als die Preise der Haendler, die direkt von den Bauern zu Farmgate Preisen kauften. Trotzdem weigerte sich der Farmer uns das Produkt zu ueberlassen, er war uebrigens Igorot, die in Bukidnon haeufig zu finden waren, da sie seit Ende der 60er Jahre unter Marcos umgesiedelt worden waren und wollte seine Ernte selbst nach Cagayan de Oro bringen. Dies verstiess natuerlich gegen die Abmachung, die wir hatten. Mein Schwager wurde ziemlich deutlich und wohl auch etwas lauter, ich selbst hielt mich zurueck, da man als noergelnde Langnase bei Filipinos keinen Blumentopf gewinnen kann. Es dauerte keine fuenf Minuten, da kam der Barangay Captain auch ein Igorot aus seinem Haus gestuermt mit seiner Schrotflinte unter dem Arm. Er schrie: What are you doing to my people? und drueckte ab. Neben mir rauschten die Schrotkugeln ins Blattwerk des Mangobaumes unter dem wir verhandelt hatten.

Hallooooo wo sind wir denn? Ich dachte der wilde Westen haette mich eingeholt.

Ein anwesender Kagawad, der eigentlich zum Schlichten gekommen war, stellte sich sofort vor mich und redete auf den Barangay Captain ein. Der zog nach einigem unverstaendlichen Geschrei samt seiner Schusswaffe ohne ein weiteres Wort ab. Die Verhandlungen mit dem Farmer nahmen nach diesem Vorfall ein schnelles Ende und wir schauten vorerst in die Roehre.

Das sollte aber nicht das Ende des Vorfalles sein, denn natuerlich eskalierte die Geschichte im Lauf der kommenden Wochen und Monate.. Daheim diskutierten wir ueber das Geschehene und wollten das nicht auf uns sitzen lassen und einfach nur hinnehmen. Meine Frau ist eine kaempferische Natur und hatte sich ja im Fruehjahr 1991 schon mal kraeftig mit dem Barangay Secretär angelegt. Wir entschlossen uns zur Anzeige und fuhren noch am gleichen Nachmittag nach Lantapan zur Polizei, um das ganze vorlaeufig erst mal aktenkundig zu machen. Allerdings gingen wir nicht sofort zu einem Rechtsanwalt.

Wir beschaeftigten damals ueber 80 Leute auf der Farm und nachdem der Barangay Captain von unserer Meldung bei der Polizei gehoert hatte, fing er an unsere Mitarbeiter aufzuhetzen mit dem Ergebnis, dass eine Woche spaeter 23 unserer Arbeiter einfach aufhoerten ohne ein Wort zu sagen. Kamen eben einfach nicht mehr zur Arbeit. Sicherlich nicht richtig, aber aus deren Sicht oder besser der Sicht des Barangay Captain gesehen, sehr effektiv.

Die Antwort auf die Hetze kam dann auch in kurzer Zeit vom Arbeitsgericht in Malaybalay in Form einer Klage.

Zwei Tage danach waren wir wieder zur Auslieferung unseres Gemuese in Cagayan und dort gingen wir dann zu einem Anwalt, um die Anzeige in die Wege zu leiten. Es handelte sich dabei um Attorney Rabanes auch als Chop Chop Rabanes bekannt, da er Zeugen vor Gericht regelrecht auseinander nahm. Der bereitete die eidesstattlichen Versicherungen vor und fuhr mit uns nach Bukidnon, um auch die Aussagen der ganzen Zeugen zu hoeren und sogenannte Affidavits vorzubereiten. Zwei Tage spaeter mussten wir dann alle vor dem Staatsanwalt in Malaybalay erscheinen und unsere Aussagen dort wiederholen und beschwoeren. Die Angelegenheit war ins Rollen gekommen und sollte ein Eigenleben annehmen, das wir uns ueberhaupt nicht vorstellen konnten.

Fortsetzung folgt..
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