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Eduardo Masferré – Der Vater philippinischer Photographie - Kaithoma - 04-12-2024 1. Teil Kaum jemand kennt diesen Namen und die ihn kennen sind meist Insider wie ernsthafte Hobbyfotografen, Ethnologen oder Antropologen. Masferre ist massgeblich dafuer verantwortlich, dass uns viele Fotos der Igorots erhalten sind, die das Leben in den 30er bis 50er Jahren zeigen und eine fantastische Dokumentation dieser Staemme darstellen, die doch in vielem von den anderen Staemmen der Ebenen abweichen. Eduardo Masferre wurde am 18. April 1909 in Sagada geboren. Sein Vater, Jaime Masferre war Spanier und seine Mutter, Mercedes Langkew eine Einheimische aus Sagada. Urspruenglich war Jaime ein spanischer Soldat, der zum Bauern wurde und insbesondere Zitrusfruechte und Kaffee anbaute. Noch vor Eduardos Geburt kamen episkopalische Missionare nach Sagada, die Jaime in seiner Residenz aufnahm und die das Wort Gottes unter den Einheimischen verbreiteten. 1907 zog Jaime mit den Missionaren um und sie bauten an der Stelle der heutigen Pfarrkirche “St. Mary the Virgin” einen “Compound”, der die Kirche und allerlei Nebengebaeude einschloss. Eduardo verbrachte die ersten fuenf Jahre dort mitten unter den Landarbeitern und Bauarbeitern, die die Kirche erbauten. Die meisten der Familien auf dem Gelaende waren Ilocanos. Das Missionsgelaende war ein moderner Einschnitt in Sagada, denn ausserhalb sah man nur die typischen Haeuser der Igorots. Im Compund hingegen gab es neben der Kirche und der Schule auch verschiedenen Shops und Laeden einschliesslich eines kleinen Krankenhauses. Eduardo lebte im Compund mit realtiv wenig Kontakt zu den einheimischen Animisten. 1915 im zarten Alter von sechs Jahren uebersiedelte Eduardo nach Spanien um dort die Grundschule zu besuchen. Er lebte im Haus einer Tante. 1922 kam Eduardo nach Sagada zurueck. Den High School Abschluss in der Mountain Province High School in Baguio bestand er mit Bravour und in St. Marys School in Sagada wurde Eduardo zum Lehrer ausgebildet, wo er 1931 auch seine erste Arbeit als Englisch -und Geschichtslehrer begann. Waerend seiner Studienzeit hatte er erste Kontakte mit der Photographie, indem er einem ansaessigen Lehrer beim Entwickeln der Bilder half. In seiner freien Zeit wanderte er viel in der Umgebung von Sagada und lernte das Leben der Einheimischen besser kennen. Er wollte dieses Leben in Bildern festhalten und bestellte sich deshalb aus den USA eine billige Kodak Boxkamera um seine ersten Gehversuche in der Photographie zu machen. Da ihm niemand etwas ueber Photographie beibringen konnte dort oben in den Bergen, probierte er alles moegliche aus und entwickelte auch all seine Fotos selbst, bis er eben seinen unverkennbaren Stil gefunden hatte. 1935 starb seine Mutter und Eduardo gab das Unterrichten auf und kuemmerte sich statt dessen um die Geschaefte seiner Mutter, die erfolgreich mit allerlei Gebrauchsguetern gehandelt hatte. Dazu musste er nach Baguio ziehen, wo die Geschaefte der Mutter ihren Sitz hatten. Dort eroeffnete er auch ein Photostudio, das erste seiner Art in Baguio, und ergaenzte damit eine wichtige Dienstleistung in der Stadt. Aber immer wieder zog es ihn zurueck nach Sagada und er erwanderte in diesen Jahren viele Teile der Kordilleren um die Bergvoelker in ihrem Ursprung zu fotografieren. Masferre war ein Perfektionist und 95% seiner Bilder fielen diesem Anspruch zum Opfer, da er alles gnadenlos vernichtete, was nicht seinen Qualitaetsanspruechen genuegte. Waehrend des Krieges schloss sich Eduardo den Guerillas an und wurde Mitglied der 121. Infantrie Armee der USA. Waehrend dieser Zeit wurden seine Kamera und viele seiner Bilder gestolen, von denen nur wenige wieder gefunden wurden, so dass seine Fotoreportagen aus den 30er Jahren leider unvollstaendig sind. Sein Vater starb in einem Bombenangriff undsein Fotostudio in Bontoc wurde zerstoert. Das Studio in Baguio ueberlebte den Krieg. Nach dem Krieg eroeffnete Eduardo ein neues Studio in Bontoc und setzte seine fotografischen Wanderungen fort. Die naechsten 10 Jahre waren wohl die wertvollsten seines Schaffens. 1951 machte er Nena Ogues,einer Kankana-ey aus Kapangan, einen Heiratsantrag und 1951 heirateten die beiden. Fortsetzung folgt RE: Eduardo Masferré – Der Vater philippinischer Photographie - Kaithoma - 05-12-2024 Nach der Hochzeit half Nena im Studio, insbesondere zeichnete sie etliche Fotos mit Farbe aus. (Hand Coloring) Eduardo begann die Farm seines Vater wieder zu bewirtschaften und pflanzte fast alles neu. Neben den Obstbaeumen zuechtete er Gefluegel und Kaninchen um seine wachsende Familie zu unterstuetzen. Die beiden hatten insgesamt sechs Kinder und anfaenglich kam das Fotografieren etwas zu kurz, aber bald nahm er seine Wanderungen zu den verschiedenen Staemmen in den Kordilleren wieder auf. Seine Fotos blieben lange Zeit in den Philippinen ohne jede Anerkennung, aber im Ausland wurden einige Spezialisten auf seine Arbeiten aufmerksam. Hier im Land dauerte es bis in die spaeten 80er Jahre um das Talent Masferre als solches anzuerkennen. Es begann1982 mit einer Ausstellung in Baguio, gefolgt von einerweiteren 1983 in Manila. Aber nur die Profis sahen die Kunst in seinen Bildern, in den Medien wurde er kaum oder nur kurz erwaehnt. Erst seine 3. Ausstellung in Manila 1988 brachte ihm die Anerkennung, die seine Arbeiten verdienten. Diese Ausstellung wurde nach Manila auch in Cagayan de Oro, Cebu, Davao und Bacolod gezeigt. Finanziert wurde das ganze von Mobil Philippines. Im Ausland hatte Masferre auch etliche Ausstellungen so unter anderem 1982 in Daenemark und 1986 und 89 in Tokio. 1989 wurden Masferres Arbeiten auf der Ausstellung Les Recontres de la Photographie in Arles in Frankreich gezeigt und diese Ausstellung, auf der nur die Creme de la Creme zu sehen ist, brachte den grossen Durchbruch. Seine Arbeiten wurden gelobt, bewundert und anerkannt und gewannen etliche Preise. Masferre war bis heute der einzige philippinische Fotograf, der je zu dieser Ausstellung eingeladen worden war. 1991 erwarb das Smithonian Institute mehr als 100 seiner Bilder und konservierte diese Bilder in den besten Labors. Die Fotos waren dort fuer sechs Monate ausgestellt und tourten anschliessend durch die USA von Kueste zu Kueste. Des weiteren wurde diese Ausstellung auch in England und ganz Europa gezeigt und zog viele Menschen in ihren Bann. 1988 wurde auch ein grosser Bildband veroeffentlicht unter dem Titel: E. Masferre, People of the Philippine Cordillera: Photographs 1934 – 1956 Mobil Philippines finanzierte 1500 Bildbbaende, die kostenlos anSchulen, Museen und Buechereien weiter gegeben wurden. Im Januar 1999 erheilt Masferre seine groesste Anerkennung: Er wurde zum nationalen Artisten erklaert, der einzige philippinsiche Fotograf dem diese Ehrung je zuteil wurde. Leider durfte er das nicht mehrerleben, da er im Juni 1995 verstorben war. Zur Zeit seines Todes wurde seine Bilder gerade ueberall in den Vereinigten Staaten gezeigt. Masferres Bilder sind zeitlose Aufzeichnungen einer laengst vergessenen Epoche in den Bergen von Nordluzon. Sie haben einevergessene Kultur mit all ihren Sitten, Gebraeuchen und Traditionen am Leben erhalten. Seine Beerdigung in Sagada zog viele tausende vonMenschen an, die dem Fotografen die letzte Ehre erwiesen. Als wir 2006 in Sagada waren, besuchten wir auch die Galerie von Eduardo Masferre. Man kann im Peters und bei anderen nachlesen, dass es extrem schwierig ist in die Galerie eingelassen zu werden und wir gehoerten zu den Gluecklichen. Als wir vor verschlossenen Tueren dort standen, rief ich einige Male “Tao Po” und nach einigen Minuten kam eine alte Dame aus dem Garten zum Haus hoch. Es war Nena Masferre, die Frau des verstorbenen Fotografen. Einige Minuten spaeter liess sie uns in die Galerie. Und dort sahen wir die besten Arbeiten von Eduardo. Wir waren alle sehr beindruckt. Nach der Besichtigung der Galerie unterhielten wir uns ueber zwei Stunden mit Nena, die uns viel aus dem gemeinsamen Leben mit ihrem Mann erzaehlte. Und ich kaufte das Buch von Masferré. Heute kostet es bei Ebay das drei- bis fünfache. Sie erzaehlte auch viele Geschichten von den Igorots unter anderem auch von dem Kampf der Kalinga gegen den geplanten Stausee am Chico River. Und sie erzaehlte, dass die Kopfjagd noch lange nicht ausgestorben ist, sondern das Konflikte auch heute noch so geloest werden, aber eben heimlich, still und leise. Dieser Tag wird fuer mich unvergessen bleiben. Da ich aus Copyright Gruenden die Bilder hier nicht einstellen kann, werde ich hier einen Link einstellen, der euch einiges an Fotos von Masferre zeigt. https://www.google.de/search?sca_esv=34e05643fe6f2863&authuser=1&q=eduardo+masferre&udm=2&fbs=AEQNm0A6bwEop21ehxKWq5cj-cHa02QUie7apaStVTrDAEoT1CkRGSL-1wA3X2bR5dRYtRHZs-rwV1nPIYpiaKfpdNv-5CtMgOD9Asjxx9LyNtF4uDFA8KG7mXZJ57W-OvJJsc5AWpusEbvE1jGVK7Q36Y8frQc2Z2WEXNm_F6f0om6VaXSbilg&sa=X&ved=2ahUKEwjszJrzqpGKAxXRBNsEHTqOBRgQtKgLegQIGBAB&biw=1707&bih=768&dpr=0.8 Neben Fotos seiner Person sind sehr viele seiner Arbeiten zu sehen. Praktisch alle Philippinen Fotos. |