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5. Teil
Anfang 1993 traf ich Hans in Cagayan de Oro in einem Supermarkt. Er hatte gerade Gemuese gekauft, das von uns geliefert worden war und fragte mich, ob ich wuesste wo das Gemuese her kaeme. Er sei ja nun schon fuenf Jahre auf den Philippinen, aber selbst frueher in Cebu haette er weder Fenchel, Chicoree oder Schwarzwurzeln gesehen. Ich sagte ihm, dass wir dieses Gemuese seit nunmehr fast zwei Jahren anbauen wuerden, es aber nur ein Nebenprodukt sei, da es kaum einen Markt dafuer gibt. Wir setzten uns anschliessend ins Shakeys und unterhielten uns bei einer Tasse Kaffee. Er erzaehlte von seiner Frau, die so furchtbar eifersuechtig sei und es verginge fast keine Woche in der es kein Drama gaebe. Sie wuerde sogar gewalttaetig werden wenn er nicht kusche bei solchen Streitereien. Kurz darauf erzaehlte er von seinen amouroesen Abenteuern mit anderen Filipinas und wie sehr er das geniessen wuerde neben der eigenen Frau eben auch noch mit anderen zu schlafen. Nun zumindest in diesem Fall schien die Eifersucht berechtigt zu sein.
Ich traf Hans nun fast jede Woche im Supermarkt bei unserer Anlieferung, da er sich immer das beste von unserem Gemuese heraussuchen wollte. Besonders unser frischer Spinat und die Radieschen hatten es ihm angetan. Und jedesmal unterhielten wir uns im Shakeys. Die Themen waren fast immer die gleichen; die Eifersucht der Frau und seine Abenteuer. Zudem kristallisierte sich heraus dass er soff wie ein Loch wenn er nicht ausging. Einen Kasten San Miguel am Tag liess er locker durch.
Ein paar Wochen spaeter kam Hans nicht mehr in den Supermarkt, statt dessen sprach mich eine Filipina an und fragte mich ob ich der Kai sei. Ich bejahte und sie stellte sich als die Frau vom Hans vor, der sich ein Bein gebrochen hatte und deswegen nicht zum einkaufen kommen konnte. Wie ist das denn passiert wollte ich wissen. Nun er war wohl betrunken und fiel die Treppen herunter. Wir unterhielten uns noch einige Minuten, sie machte ihre Einkaeufe nebenbei und dann ging jeder seinen eigenen Weg.
Einen guten Monat spaeter traf ich Hans dann wieder im Ororama und er lief mit Hilfe von Kruecken. Er hatte sich nicht nur ein Bein gebrochen sondern beide. Im Shakeys erzaehlte er mir dann, dass seine Frau waehrend eines Eifersuchtsanfall ihn mit einem Baseballschlaeger beide Beine zertruemmert hatte. Er war besoffen und hatte den Angriff gar nicht kommen sehen.
Warum trennst du dich denn nicht von der dummen Kuh? fragte ich ihn.
Nun meinte er die dumme Kuh kann sehr gut Deutsch kochen und ich kann den philippinischen Frass einfach nicht essen. Reis hasse ich und das ganze fette Fleisch und der ewige Fisch gehen mir eben auf die Nerven.
Das ist doch nun wirklich kein Grund bei einer Frau zu bleiben, meinte ich, du hast ihr das Kochen gelernt, dann wirst du es einer anderen auch beibringen koennen und musst sie auch nicht gleich heiraten.
Nun kam Janet seine Frau in das Lokal und wir unterhielten uns ueber belangloses. Janet sah mich intensiv an. Ich bekam das Gefuehl als ob sie heraus finden wollte, was Hans mir erzaehlt hatte.
Am folgenden Wochenende trafen wir uns wieder und diesesmal sollte ich eine Eifersuchtsszene selbst miterleben. Hans ging nach wie vor an Kruecken und als wir das Lokal zusammen verliessen schaute Hans einem Maedel nach. Janet sah das und schlug mit ihrem Regenschirm die Kruecken von Hans weg und batsch lag Hans auf der Schnauze. Damit nicht genug sie begann mit dem Schirm auf Hans einzuschlagen. Ich sprang dazu und hielt den Schirm fest, sie schrie mich an ich soll loslassen, sonst wuerde sie mich pruegeln. Zwischenzeitlich kam ein Security Guard dazu und entwaffnete Janet. Hans hatte sich bei dem Fall das rechte Schienbein noch mal gebrochen und wurde ins Krankenhaus eingeliefert.
Ich hab dann Hans fuer etwa sechs Wochen nicht gesehen und auch Janet kam nicht zum Einkaufen in den Supermarkt. Nach diesen sechs Wochen sah ich Hans dann wieder, diesmal ohne Kruecken aber mit einem Gehstock. Wie ueblich gingen wir ins Shakeys und er erzaehlte mir, dass er sich entschlossen habe sich von Janet zu trennen, aber Angst habe ihr das zu sagen, insbesondere wenn sie alleine seien und sie moeglicherweise dann zu einem Messer oder sowas greifen wuerde.
Bei dir zu Hause mache ich das sicher nicht aber zum Beispiel hier im Shakeys wuerde ich mich mit an den Tisch setzen, wenn du es ihr verklickern willst. Also machten wir den naechsten Sonntag als den Tag der Wahrheit aus.
Am naechsten Sonntag war ich bereits im Shakeys als die beiden rein kamen. Sie setzten sich und bestellten. Was dann folgte war in erster Linie Small Talk bis wir gegessen hatten. Danach begann Hans zu reden: Janet, ich habe Kai dazu bestellt, weil ich dir etwas wichtiges sagen muss, begann er, deine Eifersuchtsszenen, von denen Kai ja auch schon eine mit bekommen hat sind nicht zum aushalten. Du wirst gewalttaetig und hast mich schon einige Male ins Krankenhaus gebracht. Es ist vorbei. Wenn wir hier bezahlt haben, wirst du nicht mehr mit mir ins Haus zurueck gehen. Janet schaute erst verdutzt, als wenn sie das Gehoerte erst mal verarbeiten muss. Danach bruellte sie los, ihre Stimme ueberschlug sich dabei. Ich moechte hier nicht wiederholen was sie dem Hans an Schimpfworten an den Kopf warf, aber sie schien einen groesseren Wortschatz an Fluechen und Schimpfworten zu haben als ein bayrischer Bierkutscher, dessen Pferde den Wagen nicht ziehen wollten. Danach schnappte sie sich den Gehstock von Hans und begann erneut zu pruegeln. Ich hatte so etwas erwartet und meine Hand schon oben um den Stock abzufangen. Ich entriss ihr den Stock und rief nach der Security. Der Guard kam auch sofort und ich sagte ihm er solle doch bitte die Dame hinaus begleiten. Das machte er und wir blieben noch eine Weile sitzen. Als wir Shakeys verliessen wollten wir mit einem Taxi zur Wohnung von Hans fahren um dort die Sachen von Janet zu packen, und mit dem Taxifahrer zum Haus ihrer Mutter zu bringen. Als wir ins Taxi stiegen wartete Janet schon und begann Hans auf das uebelste zu beschimpfen. Ueberall blieben die Menschen stehen um zu sehen was da los war. Danach begann sie mit Steinen zu werfen und traf das Taxi einige Male. Zwei Security Guards hielten Janet dann fest und uebergaben sie einige Minuten spaeter der Polizei. Wir fuhren zum Haus von Hans und packten ihre Sachen zusammen. Danach riefen wir ein Taxi und liessen alles nach Patag bringen, wo ihre Mutter wohnte.
Ich warnte Hans noch sie ja nicht rein zu lassen und alles gut zu verschliessen, der Frau waere wohl alles zuzutrauen. Ueberraschender hat Hans aber nie mehr von ihr gehoert. Die Ehe wurde nicht allzulange danach geschieden und Hans heiratete ein nettes Maedel. Sie lebten gluecklich zusammen bis er 2006 an einer Leberzirrhose verstarb.
Ich wollte mit diesen Geschichten ueber Eifersucht nicht ausdruecken, das alle Filipinos und Filipinas eifersuechtig bis ins Extrem sind, aber eine gesunde Eifersucht haben wohl die meisten. Aber damit kann man im allgemeinen schon umgehen, insbesondere wenn sich Vertrauen in der Beziehung aufgebaut hat.
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Heute ist Karfreitag und ich möchte zum ersten mal eine Geschichte erzählen, die am Karfreitag 1989 passiert ist.
Üblicherweise tun Filipinos am Karfreitag nicht viel: Ausgehen ist verpönt da gefährlich, und außer Kirche und zu Hause läuft an diesem Tag nichts ab. Es ist auch meiner Erinnerung nach, der einzige Tag im Jahr, wo sogar die Malls geschlossen sind. Am Gründonnerstag, der dort auch Feiertag ist, sind sie offen und ab Ostersamstag auch wieder, nur eben nicht am Karfreitag, denn das ist für Pinoys ein echter Unglückstag.
Ich glaube zwar an Gott, aber hatte natürlich nie diese Überzeugung und den Fanatismus im Glauben, wie die Filipinos. Und für die war mein Plan nach San Pablo zu fahren um Geld zu bringen, da sehr viel Chromerz Produktion angekommen war auf unserem Lagerplatz und das musste bezahlt werden, einfach nur verrückt. Ostersamstag und Sonntag waren bereits für die Familie verplant, also musste der Karfreitag herhalten. Nach einigen Diskussionen mit meiner Frau, die mir noch nachrief "wirst schon sehen was du von deiner Sturheit hast" ging ich also zu Dario, unseren Operator vom Service Pumpboat, und bat ihn mich nach San Pablo zu bringen. Entrüstet lehnte er ab, da das am Karftreitag ja viel zu gefährlich sei.
Also beschloß ich die Fahrt selbst zu machen. Diese Fahrt mit dem Boot dauert etwa 70 Minuten bei gutem Wetter und das Boot war schnell, da es mit 16 PS ein wenig übermotorisiert war für die Größe.
Ich hatte das Boot ja schon öfter selbst gefahren und bedient und traute mir das auch bei einer längeren Fahrt durchaus zu, also fragte ich den Cousin meiner Frau - sein Spitzname war Toto - ob er mitkäme. Seine Mutter war dagegen, aber sein Vater hatte Utang na Loob bei mir und stimmte deswegen zu. Also gingen Toto und ich zum Pier, wo das Boot neben der Anlagestelle auf dem Strand lag. Das Wetter war schön und die See spiegelglatt mit fast keiner Wellenbewegung um 7 Uhr am Morgen. Wir starteten das Boot und verließen San Jose um die Melgarbucht zu überqueren in Richtung San Pablo. Die Fahrt war ruhig und wir passierten Melgar und fuhren denn in die Bucht von Bababuaya (Heim der Krokodile, obwohl ich nie eines dort gesehen habe) und näherten uns San Roque (heute Puerto Princesa). Dort gab es eine relativ enge Durchfahrt zwischen Dinagat und einer der Küste vorgelagerten Insel, der an seiner engsten Stelle vielleicht 50 Meter breit war. Als wir in diese Durchfahrt einfuhren, rollten uns die ersten, über 1 Meter hohen Wellen, entgegen. Wr schauten auf den Himmer und der war Richtung Norden richtig grau geworden. Ein sogenannter "Subasko" näherte sich, das ist ein kurzlebiger Sturm auf lokaler Ebene, der aber sehr stark werden konnte. Nach einer kurzen Beratschlagung entschieden wir uns die Fahrt fortzusetzen, weil wir glaubte rechtzeitig in San Pablo einzutreffen. .
Als wir die Durchfahrt verließen wurden die Wellen niedriger, die durch die Enge der Durchfahrt wohl etwas hochgedrückt worden waren. Wie fuhren also weiter und als wir um die nächste Biegung kamen, waren die Wellen wieder genauso hoch wie in der Durchfahrt, aber sie lagen enger beinander und wenden war nun unmöglich geworden, da wir die Wellen seitwärts bekommen hätten, was die Gefahr des Kenterns drastisch erhöht hätte. Uns blieb nichts anderes übrig als mit verminderter Geschwindigkeit die Wellen leicht schräg anzufahren, was zur Folge hatte, dass wir uns zumindest zeitweise vom Ufer entfernten, das vorher immer innerhalb von 100 Metern lag und sich nun schon auf einen halben Kilometer entfernt hatte. Als wir weiter draußen waren, änderte sich die Windrichtung und kurz danach auch die Richtung der Wellen, die es jetzt erlaubten, dass wir uns dem Ufer wieder näherte. Eine Welle nach der anderen "kletterten" wir hoch um danach ins Wellentall hinabzusausen. Solange die Wellen regelmäßig waren machte es sogar Spaß, obwohl die Wellenhöhe mittlerweile 2 Meter erreicht hatte. Wir waren nun noch etwa 1 Kilometer vor der Einfahrt in die lange Bucht von San Pablo entfernt und konnten dort schon schwere Kreuzseen erkennen, die drei bis vier Meter hoch aufschäumten und das Donnern der Brandung an der Steilküste dort war bereits zu hören.
Fortsetzung folgt
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Teil 2
Auf der rechten Seite tauchte nun ein längerer Strand auf, der voller Kokospalmen war und der nun unsere Hoffnung auf eine Lücke in den Wellen steigerte. Wir fuhren so langsam wie möglich weiter, erkletterten Wellenberg nach Wellenberg, schossen durch ein Wellental nach dem anderen mit Toto am Steuer und ich kniete aufrecht vorne im Boot und hielt mich am Vorstag fest. (Das Boot hatte einen über drei Meter hohen Mast, an dem man so eine philippinisches Dreiecksegel anbringen konnte) Gelegentich richtete ich mich auf um besser zu sehen, aber die begehrte Lücke in den Wellen kam nicht. Wir näherten uns der Steilküste viel schneller als uns lieb war. Toto hatte uns systematisch Meter um Meter näher ans Ufer gebracht, aber wir waren immer noch etwa 100 Meter entfernt.
Ich richtete mich auf, hing mehr am Stag als ich stand, und schaute auf die Wellen vor uns. Wir waren noch 50 Meter von der Steilküste entfernt, da wurden die Wellen in der Tat etwas niedriger. "Now" schrie ich, "now turn right!" Toto riss an der Steuerstange, das Boot schlingerte heftig und schwang nach recht, die Wellen kamen von der Seite, Wasser schwappte ins Boot und wir waren auf einmal nur noch zwanzg Meter vom sandigen Ufer entfernt. Toto warf den Anker raus und ich sprang ins Wasser, das hier nur noch hüfttief war, und zog das Boot Richtung Strand. Wir keuchten um die Wette, bis das Boot weit genug auf dem Sand war, um von den Wellen nicht getroffen zu werden. Dann sprachen wir beide ein stilles Dankesgebet.
Wir fielen uns in die Arme, froh, dass wir nicht versuchen mussten lebend durch die Kreuzseen zu kommen. Toto holte die Kühlbox aus dem Boot und wir aßen erst mal mitgebrachte Sandwiches und tranken eine Cola dazu. Der Wind heulte und der Sturm wurde stärker, wir hielten uns von den Palmen fern, die der Wind ordentlich durchbeutelte und gelegentlich fiel eine Kokosnuss in den Sand. Es regnete stark und durch den Wind war mir so richtig kalt geworden. Es gab keinerlei Unterstandsmöglicheit und so blieb uns keine andere Wahl als um die Wette zun zittern.
Ein "Subasko" hat für gewöhnlich keine längere Lebenszeit, aber dieser schien sich weiter austoben zu wollen. Stunde um Stunde verging und mittlerweile war es drei Uhr nachmttags geworden und wir konnten nicht weg, da der Sturm scheinbar keine Lust hatte aufzuhören, Endlich gegen vier ließ der Wind nach aber die Wellen waren nach wie vor zu hoch. Es dauerte noch eine gute Stunde, bis der Wellengang so weit zurück gegangen war, dass um die Ecke an der Steilküste die Kreuzseen nicht mehr so hoch und so gefährlich waren. Das Donnern der Brandung war merklich leiser geworden.
Wir begannen das Boot ins Wasser zu ziehen und stellten fest, dass wir den Anker verloren hatten. Toto hatte vergessen das Seit festzuzurrren und zum suchen hatten wir keine Zeit mehr, denn es war bereits nach 5 Uhr und um 6 würde es bereits dunkel werden. Als das Boot schwamm hüpften wir ins Boot uns fanden heraus, dass wir das Paddel auch verloren hatten. Also sprang ich ins Wasser drehte das Boot buchtauswärts und Toto startete den Motor, der nicht so wollte wie er und nach einigen Versuchen sprang er an lief aber sehr unrund. Wir hofften es würde bis San Pablo reichen das waren noch etwa 3-4 Kilometer. Wir tuckerten langsam aus der Bucht heraus und die Wellen waren mittlerweile ganz weg. Wir schaukelten auf einer sanften Dünung an der Steilküste entlang, wo vorher noch große Kreuzseen getobt hatten. Langsam tuckerten wir um die Steilküste herum und fuhren nach rechts hinein in die lange Bucht von San Pablo. Von hier waren es noch etwa 2 Kilometer zu Gorios Haus direkt am Meer.
Da ging plötzlch der Motor aus und alle Bemühungen ihn wieder zu starten halfen nichts. Langsam begannen wir aus der Bucht hinauszutreiben. Das Segel zu verwenden war sinnlos, es war windstill geworden und die See fast so glatt wie am morgen, als wir losfuhren. Am Eingang der Bucht war eine "Insel". Insel war wohl zu viel gesagt, es war nur ein 30 qm großer etwa 10 Meter hoher Felsen mit 4-5qm Sandstrand auf der rechten Seite. Wir versuchten mit den zwei Segelstangen zu paddeln und da etwas "Leinwand" daziwschen war, gelang es uns den Ministrand zu erreichen. Mittlerweile ging die Sonne unter und es begann dunkel zu werden. Zum Glück hatten wir eine Taschenlampe dabei und so begann ich im Licht der Lampe erst mal die leicht verrußte Zündkerze zu reinigen, dann checkte ich den Zündabstand, reinigte auch dort alles mit Benzin und nachdem das verdunstet war und ich einen Zündtest gemacht hatte, baute ich alles wieder zusammen. Es war acht Uhr abends geworden und zu Hause würden sie sich sicher Sorgen machen, denn wir hätten längst daheim sein sollen.
Also fuhren wir los und tuckerten gemütlich Richtung San Pablo. Wir waren noch hundert Meter von Gorios kleinem Anlegesteg entfernt, als dort ein Licht anging. Gorio hatte uns gehört und Minuten später legten wir an. Wir gingen zu Gorios Haus und erzählten unser "Abenteuer". Gorio schickte seinen ältesten Sohn ins Dorf um Essen (Tinapa), Zigaretten und auch einen Tanduay zu kaufen und so klang der Abend gemütlich aus.
Am nächsten Morgen hatte Gorio schon einen "Experten" geholt, der den Motor nochmal checkte und danach fuhren wir wieder heim. Diese Fahrt verlief ohne Zwischenfälle und zu Hause angekommen, waren wir mal wieder eine Bestätigung dafür, dass Aktivitäten am Karfreitag lebensgefährlich sind und meine Frau konnte es nicht lassen mir ein hämisches "Ich hab´s dir ja gesagt" um die Ohren zu hauen.
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Ich hatte ja in einer der vorigen Geschichten kurz das Sinken unserer Bangka (Pumpboat) angesprochen und auch erwähnt, dass die ganze Geschichte kommt. Ich hatte die Geschchte schon einmal 2008 geschrieben, einige werden sich vielleicht noch erinnern können.
Unsere Bangka
1. Teil
Im Februar 1988 lebten wir schon zwei Monate auf Dinagat in San Jose und Paniog, dem kleinen Dorf, aus dem meine Frau stammte. Damals gab es dort noch keinerlei Strom von Telefon ganz zu schweigen. Das Leben dort war sehr einfach und das gefiel mir wohl besser als meiner Frau. Die hatte sich durch ihren jahrelangen Aufenthalt in Cebu bereits an das Stadtleben gewoehnt. Wir hatten bereits mit dem Chromerzabbau begonnen, aber davon soll meine Geschichte heute nicht erzaehlen.
Damals bekamen wir Besuch von George, der aus dem Nachbarort Melgar stammte und der wegen einer schwerer Erkrankung seiner Frau seine Bangka verkaufte. Das Boot hiess Geosally und war nicht wie die meisten Bangkas aus Sperrholz, sondern der Rumpf war mit soliden Planken auf den Spanten gebaut worden, ebenso das Deck. Lediglich fuer die Aufbauten war Marinesperrholz verwendet worden. Der orange und rote Anstrich entsprach aber nicht meinem Geschmack. Das Boot war 33 Meter lang mit grossen soliden Auslegern. Es war fuer 155 Passagiere zugelassen oder 35 Tonnen Fracht und sollte 200.000 Pesos kosten. Eigentlich nicht zu teuer, wenn man bedenkt, dass das Boot erst ein Jahr alt war. Nach einigen Stunden der Verhandlungen unterbrochen von normalen Gespraechen einigten wir uns auf 175.000 Pesos. Da das Boot in Maasin auf Leyte zugelassen war, mussten wir mit George und dem Boot dort hinfahren um den Titel fuer das Boot umzuschreiben.
Am naechsten Morgen fuhren wir los mit dem Boot. Die Fahrt dauerte knappe drei Stunden bis wir am Pier von Maasin anlegten. Damals war Maasin noch ein echtes Provinzkaff. Als ich 2008 das letztemal dort war, hatte sich doch sehr viel veraendert gegenueber 1988. Das Umschreiben der Papiere bei der Coast Guard ging sehr schnell. Anschliessend wurde das Boot inspiziert und der einzige Mangel war das Fehlen zweier Rettungswesten. Nach der Inspektion assen wir in einer Karenderia zu Mittag und anschliessend fuhren wir mit George nach Surigao City um das Boot zu bezahlen. Als wir dort ankamen war es fast 5 Uhr und die Bank geschlossen. Meine Frau und ich nahmen uns ein Zimmer im Tavern Hotel. Das Abendessen gab es im Restaurant ueber dem Meer. Es war durch die angenehme Brise vom Meer ein sehr schoener Aufenthaltsort. Leider ist das heute nicht mehr so. Das Ufer wurde aufgeschuettet und dort ist heute ein langer Boulevard und das Tavern Hotel liegt nun 20 oder 30 Meter vom Meer weg und das offene Restaurant gibt es auch nicht mehr.
Am naechsten Morgen ging ich auf die Bank um Geld fuer die Bezahlung des Bootes abzuheben. Leider hatte die Bank nicht genug Geld da und wir mussten ueber drei Stunden warten bis Nachschub eingetroffen war. Dann zahlten wir den Kaufpreis an George, der nun in der Lage war, seine kranke Frau nach Cebu zu bringen. Wir selbst fuhren nach Paniog zurueck. Dort unterhielten wir uns, welche Route wir mit dem Boot befahren wollten. Am besten erschien es uns Chromerz von Dinagat nach Cagayan de Oro zu bringen. Mit 35 Tonnen Zuladung wuerden wir pro Trip etwas ueber 12000 Pesos brutto verdienen. Einen Tag zur Hinfahrt einen Tag zur Rueckfahrt plus 1 Tage Pause sollten wir 10 Trips pro Monat haben. Unser Nettogewinn waeren etwa 4000 pro Trip, was sich recht ordentlich anhoerte, denn damals war der Wechselkurs 10 Peso pro DM. Auch kostete ein Liter Diesel nur 6 Pesos und ein Sack Reis 275 Pesos.
Der Purser auf dem Boot hieß Raffi und arbeite schon jahrelang fuer George, daher entschlossen wir uns ihn zu behalten. Auch den Captain behielten wir und dessen Sohn Jory, der dann viele Jahre bei uns war, um uns am Ende doch zu enttaeuschen, aber das ist eine andere Geschichte. Allerdings wollte Inday, dass ihr Bruder Rico und ihr Schwager Boy auf dem Boot arbeiten koennen. Ich hatte nichts dagegen und bereits am naechsten Morgen fuhren wir nach Donna Helene, da dort sehr viel Chrom abgebaut wurde und wir auch unser eigenes Erz dort hatten und das ebenso verschiffen koennten. Bereits am Nachmittag war das Boot beladen und kurz vor Einbruch der Dunkelheit fuhren sie ab nach Cagayan. Wir selbst fuhren mit dem Motorrad nach San Jose, da wir dort ja auch eine Wohnung gemietet hatten.
Am uebernaechsten Morgen begannen wir Ausschau nach dem Boot zu halten. Von unserem Schlafzimmerfenster konnte man die ganze Melgar Bay ueberblicken und wir wuerden die Bangka sehen, sobald sie um Unib Island herum gefahren war. Gegen 10 Uhr sahen wir dann das Boot kommen. Es legte aber nicht in San Jose an, sondern fuhr sofort tiefer in die Bay, um nach Donna Helene zu gelangen. Wir fuhren mit einem der zahlreichen Habal Habal auch dorthin. Dort trafen wir Raffi, der schon kassiert und mit der Crew abgerechnet hatte. Er uebergab uns knappe 5000 Pesos als unseren Anteil. Am Nachmittag war das Boot dann bereit fuer einen weiteren Trip.
So ging das fuer etwa 10 Tage und wir freuten uns das alles so gut lief. Nach 10 Tagen wurde ein Tag Pause eingelegt fuer einige notwendige Instandhaltungsarbeiten wie Oelwechsel usw. Danach ging es im nun schon gewohnten Trott weiter.
Im April 1988 war das Boot bei der Rueckkehr ueberfaellig. Wir dachten uns zuerst, dass die Crew in Cagayan versumpft waere, schliesslich gab es da Kneipen und Maedels aber als das Boot zwei Tage spaeter immer noch nicht zurueck war begannen wir uns Sorgen zu machen. Am naechsten Tag fuhren wir dann mit unserem privaten kleinen Pumpboot los um die Strecke in Richtung Bohol abzusuchen und vielleicht konnten wir das Boot mit dem Fernglas entdecken. Das Wetter war ja immer gut gewesen die letzten Tage und wir vermuteten irgendwelche technischen Probleme. Wir fuhren nach Anda und dann Richtung Camiguin und zurueck nach Dinagat. Wir hatten das Boot weder gesehen noch etwas gefunden. Am naechsten Tag fuhren wir dann nach Surigao City und wir wollten weiter nach Cagayan de Oro um dann dort ein Sportflugzeug zu mieten und das Boot zu suchen.
Was war mit unserer Bangka passiert?
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Hast Du vielleicht auch ein paar Bilder von dem Boot?
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Leider habe ich keine Fotos mehr, die sind damals alle vom Taifun Ruping (Okt. 1990) zerstört worden, als das Haus meiner Schwiegermutter fort flog und nur die Pfosten im Meer übrig blieben. Der hatte damals auch die Mactanbrücke in Cebu beschädigt.
2. Teil
Nach knapp 7 Stunden Fahrzeit kamen wir in Cagayan de Oro an. Meine Frau und ich checkten ins Parkview Hotel ein, das war damals das einzige Mittelklassehotel, das warmes Wasser im Bad hatte. Da es schon dunkel war, konnten wir heute nichts mehr unternehmen und gingen zum Abendessen ins Divisoria Restaurant, das heute leider nicht mehr existiert. Das Essen dort war sehr gut, wer derartiges Essen heute in Cagayan versuchen will, sollte im Orovilla oder im Taipan Restaurant essen, das sind die selben Eigentuemer.
(Als ich diese Gechichte schrieb, gab es die beiden erwähnten Restaurants noch, aber heute gibt es die nicht mehr. Wobei die Eigentümer vom Taipan das Dynasty Court gebaut haben. Ob aber die Essensqualität dort heute noch so gut ist, wie damals, weiß ich nicht. Hngegen ist das Kagay-anon im Limketkai Center nach wie vor ein ausgezeichnetes Restaurant, aber philippinisch und nicht chinesisch. Meine Tochter war vor 9 Monaten dort und wird diesen Sommer wieder dort sein.)
Am naechsten Morgen fuehrte unser Weg zuerst zur Coast Guard und dort schilderten wir die Geschehnisse. Der Coast Guard Kommandant war sehr zuvorkommend und versprach erst einmal alle Coast Guard Stationen von Butuan bis Dipolog City ueber Funk zu befragen, ob etwas ueber den Verbleib des Bootes bakannt waere. Zwichenzeitlich fuhren wir zum Flughafen um uns nach den Kosten fuer ein Sportflugzeug zu erkundigen. Dort angekommen sahen wir nur eine kleine einmotorige Sportmaschine, einen Charter Service gab es nicht, aber wir bekamen vom Airport Manager die Addresse und Telefonnummer des Eigentuemers, ein Amerikaner, der auch gelegentlich Auftraege annahm. Anschliessend ging es zurueck zur Coast Guard.
Dort erlebten wir eine positive Ueberraschung. Die Coast Guard in Iligan hatte berichtet, dass unser Boot von einer Faehre der William Lines gefunden worden war und im Schlepp Richtung Iligan ist, wo es im Verlauf des Nachmittags eintreffen wuerde. Wir bedankten uns fuer die Hilfe, spendierten 300 Pesos fuer zwei Kisten Bier und machten uns auf die Socken zum Busbahnhof. Mit dem naechsten Bus fuhren wir dann nach Iligan und kamen auch knappe 2 Stunden spaeter dort an. Am Hafen gingen wir zur Coast Guard um dort zu warten. Etwa eine Stunde spaeter kam das Schiff der William Lines an und schon beim Einlaufen sahen wir die Geosally hinten im Schlepp. Als die Faehre angelegt hatten wurde unser Boot dann manuell von einigen Arbeitern im Hafen an den Pier gezogen. Die Crew war sehr ueberrascht uns zu sehen und wir wollten natuerlich wissen, was geschehen war, aber zuerst waren wir uebergluecklich Mannschaft und Boot intakt zu sehen.
Mein Schwager erzaehlte was passiert war: Kurz nachdem wir die Meerenge zwischen Camiguin und Balingasac passiert hatten, fiel der Motor aus und wir trieben. Eman (der Maschinist) versuchte alles, den Motor wieder in Gang zu setzen, aber da hatte ein Kolben gefressen und es ging gar nichts. Wir trieben also und hofften, die Stroemung wuerde uns Richtung Macajalar Bay treiben, aber leider trieben wir zwischen Camiguin und der Bay Richtung Siquijor, wo wir auch sehr hohe Wellen hatten. Uns blieb nichts anderes uebrig, als etwa 5 Tonnen Chromerz ins Meer zu werfen um das steuerlose Boot einigermassen zu stabilisieren. Wir sahen einige Fischerboote, aber keines reagierte auf unser Hilfe Signal. Wir machten dann aus einem weissen T-Shirt eine Behelfsflagge auf das wir mit Altoel SOS schrieben. Wir trieben schon fast 5 Tage und waren schon an Siquijor vorbei auf dem Weg in die Sulu See, als wir das Passagierschiff sahen. Wir winkten mit der Flagge, wir schrien und als wir sahen, dass das Boot nicht reagiert, sprang ich zusammen mit Inting ins Wasser und wir versuchten Richtung Schiff zu schwimmen. Dabei wedelten wir ununterbrochen mit der SOS Flagge. Endlich reagierten einige Passagiere, schrien und deuteten auf uns. Das Schiff stoppte und lief langsam auf uns zu. Kurz darauf kamen zwei Rettungsringe geflogen und wir wurden an Bord gezogen. Die Geosally wurde dann abgeschleppt gegen eine Gebuehr von 3000 Pesos. So sind wir doch noch gerettet worden, bevor wir in die Sulu See trieben.
Gottseidank war alles gut ausgegangen. Wir schliefen mit der Crew auf dem Boot und am naechsten Morgen suchten wir ein Boot, das uns nach Cagayan schleppen konnte. Wir wurden auch bald fuendig und ein mittleres Fischerboot stimmte zu uns fuer 2000 Pesos plus Sprit nach Cagayan zu bringen. Die Schlepperei war sehr langsam und es war Nacht, als wir in Cugman bei Horizon (dem Chromerzkaeufer) ankamen. Wir nahmen uns eines der zalreichen Minicas (ein kleines Taxi) um zum Hotel zu gelangen, aus dem wir ja noch nicht ausgecheckt waren.
Nach einem guten Fruehstueck am folgenden Tag verhandelten wir mit einem anderen Pumpboat der Rosan das auch Chromerz angeliefert hatte, damit die uns nach Dinagat zurueck schleppen. Die wollten nur den Diesel von uns, da beim naechstenmal sie vielleicht von uns Hilfe braeuchten. Ich entschloss mich nach Cebu weiter zu fahren um einen neuen Motor zu organisieren. Ich gab den Auftrag das Boot hoch auf den Strand zu schieben, um es fuer die Ueberholung und einen Neuanstrich vorzubereiten.
Am Abend fuhr ich dann mit einer Faehre der Transasia Lines nach Cebu. Dort angekommen, nahm ich mir erst einmal ein Zimmer im Hope Pension House und besuchte dann spaeter meinen Schwager in La Tondena. "Ben ich brauche einen erfahrenen Mechaniker, der mir beim Kaufen eines Motors hilft." sagte ich zu ihm. Ben nahm sich kurzerhand frei und zusammen fuhren wir dann nach Mabolo, wo er einen verlaesslichen Mechaniker kannte. Zusammen mit diesem fuhren wir dann bei verschiedenen Surplus Haendlern vorbei und schauten uns verschiedenes an. Der Mechaniker checkte jeden Motor, mass die Kompression bei allen Zylindern und hoerte sich jede Maschine mindestens 30 Minuten an beim Laufen. Am Abend hatten wir bestimmt 15 Motoren gecheckt. Pedong der Captain des Bootes wollte eine staerkere Maschine haben als die alte. Sie sollte 6 8 Zylinder haben und wenigstens 250PS. Nun in dieser Groesse waren nur zwei Motoren dabei gewesen und er meinte er wolle sie morgen noch genauer checken. In dieser Nacht schlief ich bei meinem Schwager.
Morgens fuhren wir dann wieder zu den Surplus Haendlern und der Mechaniker untersuchte die beiden Motoren noch genauer und oeffnete was zu oeffnen war, um alles auf Herz und Nieren zu pruefen. Danach entschieden wir uns fuer einen 8 Zylinder Diesel mit 265PS. Wir verhandelten mit dem Haendler bestimmt eine Stunde bis wir uns auf 33.000 Pesos einigten. Dafuer wuerde der Motor noch beim Schiff angeliefert werden. Am gleichen Abend fuhren der Motor und ich auf der Sweet Home einer Faehre der Sweet Lines nach Surigao City.
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Teil 3 von "Unsere Bangka"
Als das groesste Problem am naechsten Morgen erwies es sich, den Motor vom Hafen in Surigao zum Pantalon Uno zu schaffen, dem Pier an dem die ganzen Pumpboats anlegten. Ich versuchte einen kleinen Lastwagen zu finden, aber das war unmoeglich. Einer der Hafenarbeiter schlug vor, den Motor mit einem Handwagen zum Pantalan Uno zu bringen, aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie das gemacht werden sollte. Nun damals war ich noch nicht lange genug auf den Philippinen und hatte nur sehr wenig Erfahrung mit dem Improvisationstalent der Filipinos.
Zuerst wurden drei grosse Querbalken in der Breite des Handwagens quer aufgelegt und dann wurde der Motor von etwa 12 Leuten Zentimeter fuer Zentimeter auf drei dicken Bohlen seitlich hochgewuchtet, bis er auf Hoehe der vorher aufgelegten Balken war. Nun galt es den Motor seitlich auf den Wagen zu schieben, was etwa 20 zusaetzliche Leute veranlasste, sich mit ihrem ganzen Gewicht auf der anderen Seite des Handwagen aufzulehnen. Es dauerte etwa eine Stunde vom ersten Anpacken bis der Motor auf dem Handwagen war.
Nun wurde das Pushcart von zirka 10 Maennern langsam die knappen zwei Kilometer zum Pier geschoben, wo die Bangka, die nach Paniog fuhr, schon informiert war und warten wuerde bis die Fracht angekommen war. Eine knappe Stunde spaeter waren wir angekommen und nun begann das Verladen auf das Boot. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie das mit den schmalen Gangways gemacht werden sollte. Aber einmal mehr lernte ich, wie die Filipinos mit schwierigen Arbeiten fertig werden. Vom Handwagen musste der Motor zuerst auf eine ca 70 Zentimeter hohe Mauer geschafft werden, die auf der Krone hoechsten 30 Zentimeter breit war. Nach etwa 30 Minuten war der Motor oben und nun wurde er angehoben, um auf zwei dicke Bohlen geschoben zu werden, die auf das Pumpboat fuehrten und auf dem Boot mit dicken Seilen gesichert waren. Langsam glitt der Motor von Seilen gehalten nach unten, als er ploetzlich nach rechts rutschte und fast ins Wasser fiel. Aber die Filipinos auf der anderen Seite schrien und legten sich in die Seile bis der Motor wieder einigermassen mittig auf den beiden Bohlen auflag. Die ganze Zeit bewegten sich diese Bohlen wegen des leichten Seegangs auf und ab. Wie die Seiltaenzer balanzierten die Pinoys auf den Bohlen rauf und runter und nur an der Seite des Motors machten sie einen Schritt mit einem Bein auf ein parallel gespanntes Seil und waren am Motor vorbei. Es war faszinierend dieser primitiven, aber wirksamen Arbeitsweise zuzusehen. Endlich war der Motor verladen und ich entlohnte die Arbeiter mit 800 Pesos fuer ihre knochenbrechende und schweisstreibende Arbeit.
Gegen vier Uhr nachmittags fuhr das Boot ab und um etwa 6.30 kamen wir in Paniog an, da das Boot vorher noch einiges in Melgar auszuladen hatte. Es war bereits dunkel geworden und da es am naechsten Tag keinen Trip nach Surigao gab, sollte der Motor erst am Morgen ausgeladen werden.
An diesem Abend war ich sehr muede und schlief recht frueh. Dementsprechend frueh wachte ich auch am naechsten Morgen auf. Als ich nach dem Kaffee trinken an den Pier wanderte, waren eine Gruppe Arbeiter schon beim Ausladen. Die gleiche Methode wie in Surigao City wurde verwendet. Aber die See war spiegelglatt und so fielen zumindest die Auf -und Abwaertsbewegungen der Bohlen weg. Nach dem Abladen wurde der Motor auch mit einem Handwagen zu unserem Haus gebracht und voruebergehend auf unserer Terasse gelagert.
Wir hatten uns entschlossen, das Boot komplett neu zu streichen, da es ja hoch auf dem Strand lag. weil man die ueblichen Arbeiten am Unterwasserrumpf gemacht hatte. Als Farben waehlten wir weiss und gruen. Der nunmehr gruene Unterwasserrumpf kontrastierte schoen mit den weissen Aufbauten. Auch die Ausleger waren gruen gestrichen worden und die Fenster, die man zuschieben konnte, zeigten die deutschen Farben, wenn sie geschlossen waren.
Anschliessend wurde der der neue Motor eingebaut. Der alte war schon waehrend meines Einkaufstrips nach Cebu City entfernt worden. Aber hierfuer hatte Eman eine Art ueberdimensionalen Dreifuss mit Flaschenzug konstruiert, und so war diese Arbeit wesentlich einfacher. Es waren noch zwei Fahrten nach Surigao City noetig um den Propellerschaft leicht zu verkuerzen, sowie den Propeller zu vergroessern, da wir ja nun einen wesentlich staerkeren Motor eingebaut hatten. Endlich war das Boot fahrbereit und wir machten eine Probefahrt. Fuer die knapp 5 Kilometer nach San Jose ueber die Bucht benotigten wir gerade mal gute 6 Minuten. Das Boot ging ab wie die Feuerwehr insbesondere ohne Ladung.
Zusaetzlich hatten wir ein kleines Pumpboot mit etwa 7 Meter Laenge und einem 10 PS starken Briggs & Stratton Motor bauen lassen, damit in Zukunft bei solchen Zwischenfaellen wie beim letzten Trip leicht Hilfe geholt werden konnte. Dieses Boot wurde auf das Oberdeck gezurrt und damit waren wir die erste Bangka in Surigao, die ein Rettungsboot dabei hatten. Eine grosse SOS Fahne wurde genaeht und in rot beschriftet, damit Seenot fuer jedes vorbei fahrende Schiff gleich sichtbar wuerde. Der Name wurde gaendert und es standen zwei Namen zur Auswahl: MB Tegernsee oder MB Bayreuth. Wir losten und Bayreuth gewann. Somit wurde nun der Name MB Bayreuth in schoener Schrift auf beide Seiten und auch auf das Heck des Bootes gepinselt.
Wir waren geruestet fuer die naechsten Fahrten mit unserer Bangka.
Fortsetzung folgt
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