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Minigeschichten von den Philippinen
Elpidio Bacolod

Der Name wird wohl kaum jemand etwas sagen, aber er ist es wert erwähnt zu werden. Ich kannte ihn persöhnlich sehr gut, ein fleißiger Mann, der gut für seine Familie sorgte und für uns Chromerz produzierte.

In den 50er Jahren war Ruben Ecleo senior in der Lage auf Dinagat Island eine semi-religiöse Sekte zu gründen, die sich nicht nur auf religiösem Gebiet hervortat, sondern das Leben der Mitglieder untereinander regelte. So entschied z.B. Ecleo sen wer wen heiratete. Man hatte eine eigene Uhrzeit und die merkwürdigsten Sitten und Gebräuche. Im Dezember 87 starb der Alte und sein drogenabhängiger Sohn wurde nun der sogenannte "Master".

Unter anderem war Ruben Ecleo junior mit Alona Bacolod verheiratet, der Tochter von Elpidio, den jeder nur Pedio nannte. (Der Boss durfte 4 Frauen haben, die die vier Eckpfeiler des religiösen Glaubens darstellten.) Alona studierte Medizin und war im vierten Studienjahr, als sie von ihrem Mann ermordet wurde. In einer kleinen Schlucht im südlichen Cebu fand man drei Tage später ihre Leiche. Ben Bacolod hatte das ganze beobachtet zusammen mit einem seiner Brüder. Deswegen wurde ein halbes Jahr später fast die ganze Familie in Mandaue City ermordet. Auch ein Nachbar, der zufällig auf Besuch dort war, wurde getötet. Ben war in der Lage zu entkommen. (Wiki hat hier leider eine z.T. falsche Berichterstattung.)

Etwa ein dreiviertel Jahr später wurde Ben Bacolod von einem PBMA Mitglied auf offener Straße ermordet. Damit war die ganze Familie ausgelöscht. Zwei Jahre später wurde sogar der Anwalt der Bacolod Familie getötet. Ein Drama, das wirklich nie mit Gerechtigkeit beendet wurde.

Einen Tag nach der Ermordung der Familie seiner Frau wurde Ruben in San Jose verhaftet. Zwei Hundertschaften von Polizisten waren nötig um den Kultführer abzuführen, was nicht ohne Schießerei abging .Dabei starben 19 Menschen.  16 waren PBMA Mitglieder, drei waren Polizisten. Ecleo war bis 2004 inhaftiert, als er gegen Kaution freigelassen wurde. Denn die Beweise waren nach dem Tod der Familie Bacolod etwas dünner gewiorden und das philippinische Recht sieht vor, dass man gegenerische Zeugen von Angesicht zu Angesicht während der Verhandlung sehen und auch befragen kann. Polizeilich abgelegte Aussagen hatten bei weitem nicht die Relevanz. Dazu kamen humanitäre Gründe wegen einer angeblichen Herzerkrankung.

2006 wurde er dann wegen Korruption zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, aber nicht festgenommen und eingesperrt. 2011 wurde seine Kaution widerrufen aber er versteckte sich vor seinen Häschern an den verschiedensten Orten innerhalb der Philippinen. Trotz seiner Verbrechen war er 2010 zum Abgeordneten gewählt worden, aber 2012 aus dem Amt entfernt, da er auf der Flucht war und zudem 2012 auch verurteilt worden war wegen des Mordes an seiner Frau. Für alle anderen Morde ist er nie belangt worden.

Bis 2020 war er auf freiem Fuss, als man ihn in Pampanga verhaften konnte. 2021 ist er dann gute zwei Wochen nach einer Covid Infektion im Mai verstorben. Von den vielen Jahren Gefängnis hat er gerade mal 3 Jahre abgesessen. Die Bacolods haben nie wirkliche Gerechtigkeit erfahren.

Die Familie ist bis heute auf Dinagat politisch dominierend. Die Mutter von Ruben jun. war viele Jahre eine Abgeordnete und hat sich auf nahezu unerträgliche Weise bereichert. Sie ließ auf den Hügeln von San Jose ein Schloss errichten. Das Schloss soll fast eine Milliarde Pesos gekostet haben. Wenn man es sich ansieht, kann man sich schon vorstellen, dass es so teuer war. Gelnda Ecleo verstarb erst vor wenigen Monaten.

Im Anhang habe ich ein Foto des Schlosses angehängt. Leider war ich nie näher dran, das wurde mit Tele vom Boot aus gemacht.


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RE: Minigeschichten von den Philippinen - von Kaithoma - 14-12-2024, 10:03

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