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Minigeschichten von den Philippinen
Heute geht es nun weiter, mit den Erlebnissen um den A1 Sprachkurs, den auch meine Frau machen musste, obwohl bestimmte Gesetze etwas anderes sagten,was auf der Botschaft aber niemanden interessierte.

im Sommer 2012 hatten wir gemeinsam die Rückkehr nach Deutschland beschlossen. Das war mit viel Papierkram und jeder Menge Vorbereitungen verbunden. War also "im Stress" mit all dem buerokratischen Schmarrn. Aber leider fuehrt daran entweder kein Weg vorbei, oder das Vorbeifuehren koennte eklatante Nachteile bei der Visumserteilung haben. Also machten wir jetzt erst mal alles so, wie die Behoerden das wollten, aber luden "nichtsdestotrotz" schon mal die Kanonen fuer die spaeteren Beschwerden und den möglicherweise nachfolgenden "Krieg". Und es stehen jetzt schon einige unangenehme Themen zur Debatte.

In dieser Geschichte geht es um den bei allen Visumsapplikanten so "beliebten A1 Sprachkurs". Bedauerlicherweise muss er gemacht werden und auch die Auslaenderbehoerde des Zuzugsortes ist dieser Ansicht. Dabei gibt es doch den schoenen Paragraphen, dass zurueckkehrende Deutsche, die viele Jahre im Ausland gelebt haben, und einen auslaendischem Ehepartner haben, per se wie Investoren oder Hochqualifizierte zu behandeln sind und damit die A1 Pruefung nicht benoetigen, vorausgesetzt der Ehegatte spricht Deutsch auf dem C1 Level. Ich denke doch, dass ich diese Voraussetzung erfuelle. Leider bleibt es hierbei bei der Theorie des nicht Beoetigen des A1 Kurses. Da halfen auch 26 Jahre gelebte Ehe im Ausland nicht.

Nun denn, meine Frau nahm seit 9. Oktober an einem Sprachkurs in Davao teil. Der "Herr Lehrer" erschien mir und auch ihr qualifiziert und er achtet sehr darauf, dass keiner zur Pruefung faehrt, der die Pruefung nicht mindestens 10 mal bei ihm im Klassenzimmer bestanden hat. Bedauerlicherweise ist auch er vor einigen Jahren bereits verstorben. Unterricht war taeglich von 9-12.30 und kaum waren die Unterrichtstunden beendet, klingelte mein Telefon. "Honey, you have too help me, I don't understand ...und ein Schwall von "gruen lackiertem Gibberisch" drang in mein Ohr. Ich bat sie das Ganze zu wiederholen. Diesmal kliang es "nach gut durchgeruehrter blassvioletter Papageienscheisse". Ich flehte sie an, mir das ganze zu texten und ich werde bestimmt auch gleich antworten. Na gut sie ließ sich darauf unter Protest ein - wir haben schliesslich unlimiterte Anrufe - und legte auf.

Ich atmete auf aber nur fuer drei Minuten, dann lief auch schon die erste SMS "ein". Bevor ich noch auf das "Lesen Knoepfchen" druecken konnte, kam die zweite. Und die dritte und die vierte...... bis alle 28 Fragen bei mir angekommen waren. Ich arbeitete mich durch diesen "Dschungel" von SMS bis ich alle beantwortet hatte. Ich schnaufte auf und hatte fuer dreissig Minuten meine Ruhe.

Dann ging es wieder los..... sie nahm das ganze sehr ernst und lernte einige Stunden am Tag. Und sie fragte mir im Stile eines mit einer Million Patronen geladenen Maschinengewehrs zahllose Loecher in den Bauch. Ich war geduldig, ich antwortete, ich schaute sogar mal alte Grammatikregeln nach, weil ich die lateinische Bezeichnung fuer die Befehlsform vergessen hatte - jaja ich weiss, Dummheit sowas zu vergessen, aber ich hatte seit 45 Jahren nicht mehr an den "Herrn Imperativ" gedacht- und so verging der Tag schneller als ich dachte. Die andere Arbeit blieb liegen und ich musste dauernd dies und jenes verschieben.

Am schoensten war dann die letzte SMS des Tages: Honey i will sleep now. Luv u! Aufatmen von meiner Seite und ein Paar Stunden Ruhe fuer mich.

Am Freitag kam sie spaetnachmittags aus Davao und sie iwar noch keine fuenf Minuten da, und schon kamen die Fragen. Ich sagte ihr, doch das mal alles selbst zu beantworten und ich wuerde es korrigieren. Sie schmollte, ich machte ihr klar, dass ich Deutsch kann und sie nichts lernt, wenn ich alles beantworte. Sie schmollte weiter und legte die Buecher weg. Der Freitag Abend war sozusagen "gegessen". Nun am Samstag nahm sie dann ihre Buecher her und lernte, sie schreibt, sie lernt und dann durfte ich Lehrer spielen und ihre Arbeit korrigieren. Ich korrigierte und schrieb 96% auf das erste Blatt. Die Fehler kreuzte ich nicht an, nur den Satz und ließ sie selbst suchen. Sie wollte schmollen, ich schaute sie scharf an und sie suchte und fand auch gleich. Auf das zweite Blatt schrieb ich 100% und sie freute sich.

So ging das für etwa zwei Monate dann kam die Prüfung in Manila die sie dann mit 61 Punkten bestand. Trotz allem lernen, war es eine knappe Sache.

Eines nachmittags kam ein Bekannter und wir sprachen Deutsch miteinander. Langsam zum mitschreiben sozusagen. Ich verstand fast kein Wort was sie sagte - ihre Aussprache war und ist eine Katastrophe - aber sie meinte es gut und das zaehlt. Fuer meinen philippinischen Bekannten hat sich das sicherlich wie "Dantes Inferno mit einem Schuss gruenkarierter Carabaohoelle" angehoert, aber er meinte sie koenne das schon ganz gut.

Nachdem sie bestanden hatte, stiftete ich in der Tat zum ersten mal - ganz im philippinischen Stil - eine Kerze an die Madonna obwohl ich evangelisch bin. (aber eh nur auf dem Papier)

Wie ich damals all die "zukünfitgen" Ehemaenner beneidet hatte, die sich in Deutschland am warmen Ofen ausruhten, waehrend ihre Liebsten auf den fernen Philippinen konjugierten und deklinierten.
[Bild: https://www.philippinenforum.net/forum/i...pwZw%3D%3D]
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RE: Minigeschichten von den Philippinen - von Kaithoma - 28-12-2024, 17:00

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