Themabewertung:
  • 201 Bewertung(en) - 2.86 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Minigeschichten von den Philippinen
Wieder mal eine längere Geschichte in fünf Teilen, die ich früher schon mal veröffentlicht hatte.

Ponyong - Der Auftrag

Es war im September 1988 gewesen, als mir ein Mann auffiel, der mir
zu folgen schien. Damals waren wir heftig im Chromerzbergbau aktiv und
hatten 14 Plaetze auf Dinagat Island, an denen wir von eigenen sowie
freien Bergleuten, das Erz kauften, lagerten und bei entsprechenden
Mengen nach Cagayan de Oro an Horizon Trading lieferten, die das Erz
dann exportierten. Das erste Mal machte mich Gorio in San Pablo auf
den Mann aufmerksam, mir war er damals noch nicht aufgefallen. Ich
dachte mir nur, dass wird wohl ein Beauftragter eines Konkurrenten sein,
der sich nach neuen Plaetzen zum Erz einkaufen umschaut. Beauftragt war
er schon, aber auf eine ganz andere Art und Weise, als ich es mir
vorstellen konnte. Aber ich will der Geschichte hier ja nicht
vorgreifen…..

Als Gorio mich auf den Mann aufmerksam gemacht hatte, schaute ich mir
den Typen etwas genauer an. Er war etwa 1.65 Meter gross, sehr
muskuloes und staemmig und etwa 33 Jahre alt. Er hatte sehr kurze Haare
und machte einen disziplinierten und organisierten Eindruck, wie er auf
dem Tisch in der Carenderia mit seinem Papieren umging und sich eben
Notizen machte. Ich kuemmerte mch nicht weiter darum und machte die
Auflistungen des Wiegens der Erzsaecke fertig und Gorio gab mir auch
seine Prognose fuer die folgende Woche. Eine neue “Washing Area” fuer
sandiges Chromerz war eroeffnet worden, und wir erhofften uns davon eine
Produktionsteigerung von etwa 60% in San Pablo. Nach dem Mittagessen
fuhren wir dann los nach Magsaysay, wo ich mich mit Tata treffen wollte,
der dort den Abbau und die Produktion ueberwachte. In Magsaysay
angekommen machte ich mich auf den knapp einstuendigen Fussweg nach
Kahayag, wo unsere Waschanlage war. Dort traf ich auch Tata und sah,
dass die Produktion dieses sehr hochwertigen Erzes (48%) dort in vollem
Gange war und er erzaehlte, dass sie naechste Woche beginnen wuerden,
das Erz nach Magsaysay zu bringen und ich dafuer sorgen sollte, dass
genug Geld da sei, um die Leute mit ihren Carabaos zu bezahlen. An
diesem Tag schlief ich in Kahayag, da es fuer den Rueckweg zu spaet
geworden war.

Am naechsten Morgen wanderte ich mit meinen beiden Begleitern nach
Magsaysay zurueck und dort kehrten wir in die einzige Carenderia am Ort
ein. Zu meinem Erstaunen sah ich den gleichen Mann wieder, den ich schon
in San Pablo gesehen hatte. Er war wieder mit seinen Papieren zugange
und machte sich Notizen.

Nach dem Fruehstueck machten wir uns auf den Weg zurueck nach San
Jose. Dort angekommen erzaehlte ich meiner Frau von “meinem Schatten”
und sie teilte meine Meinung, dass es wohl Konkurrenz waere.

Am naechsten Tag kontrollierte ich die Produktion in Dona Helene und
Nazareth, aber den Mann hatte ich an beiden Orten nicht gesehen.

Da es nun Wochenende geworden war, planten wir fuer den Sonntag einen
Ausflug zum Lalaking Bukid – der “Maennerberg” – einer der Melgar Bay
vorgelagerten Insel mit fantastischen weissen Straenden und sehr
schoenen Ecken zum Schnorcheln. Wir hatten viel Spass am Sonntag und der
Tag verging wie im Flug.

Fuer den Montag war ein Trip nach Bel-at geplant, wo wir das neue Erz
von Bel-at Gagmay besichtigen wollten. Der Operator unseres Service
Pumpbootes bereitete alles von und wir luden noch 10 Saecke Reis ins
Boot, als ich ploetzlich den komischen Typen wieder sah. Er stand vor
dem Stevedoring Office und unterhielt sich mit einem der Ecleos, denen
die Stevedoring Firma gehoerte. So langsam kam mir der Mann schon
komisch vor. Wir fuhren ab und 6 Stunden spaeter kamen wir in Bel-at an.
Der Reis wurde entladen und wir gingen zu unserer Huette, die wir dort
gebaut hatten und in der mein Schwager lebte. Dem erzaehlte ich
natuerlich auch von dem Mann, aber er hatte ausser Konkurrenz auch keine
bessere Idee.

Am naechsten Tag ging ich mit meinem Schwager nach Bel-at Gagmay um
dort die Produktion zu sehen und den Transport zum Meer in die Wege zu
leiten, da wir ja noch unbedingt vor Beginn des Amihan (Nordostmonsun)
laden mussten, denn in Bel-at kann waehrend der Zeit des Nordostmonsuns
kein Erz geladen werden. Der Pier, der etwa 300 Meter ins Meer ragte,
wurde immer schon in den ersten Tagen des Monsuns zerstoert, denn die
Wellen, die vom offenen Pazifik kamen waren nicht ohne. Alles was bis
zum Monsunanfang nicht geladen war, musste bis zum naechsten Jahr
warten.

Die Qualitaet des Erzes dort gehoerte zu den besten der Welt mit
einer Chrom Konzentration von 62-66%, also am Maximum dessen, was man
finden kann. Es lief alles sehr gut und etwa 600 Tonnen warteten darauf
zum Meer transportiert zu werden. Das wird alles von Leuten auf dem
Ruecken getragen und ein Sack Erz kostete 40 Pesos. Das wahr sehr hoch,
da es ja immerhin 4 Kilometer waren und der Weg zum Teil sehr
gefaehrlich war.

Als wir zurueck nach Bel-at kamen, sah ich den Mann erneut und machte
meinen Schwager drauf aufmerksam. Als er sah, dass mein Schwager
schaute, verdrueckte er sich ganz schnell um die Ecke eines Hauses. Ich
fragte meinen Schwager, ob er den schon mal gesehen haette und er meinte
nur, dass er ihn ja nur ganz kurz aus der Entfernung gesehen haette,
aber dass er ihm sehr bekannt vorkaeme. Aber er kam nicht drauf, wer das
gewesen sein koennte.

An diesem Nachmittag liefen wir ziemlich viel herum, da wir hofften
den Mann zu sehen und mein Schwager ihn vielleicht identifizieren
koennte, aber wir sahen ihn nirgendwo. Wir fragten nach ihm herum, aber
das brachte uns leider auch nicht weiter.

Auch waehrend der naechsten Tage dort in Bel-at konnten wir ihn nicht
erblicken, obwohl wir immer sehr gut aufpassten. Einige Male gab es
falschen Alarm, aber es war dann eben doch nicht der besagte Typ.

Als wir am Freitag nach San Jose zurueckfuhren, erzaehlte ich alles
meiner Frau und sie meinte, es waere wohl besser, wenn ich in den
naechsten Tagen und Wochen den Pedro mitnehmen wuerde. Pedro war ein
Body Guard mit abgesaegter Schrotflinte, der fuer den Onkel meiner Frau
arbeitete. Ich stimmte zu und danach planten wir unser Wochenende, aber
die ganze Zeit ging uns der “unheimliche Fremde” nicht aus dem Sinn.

Wer war der Unbekannte?
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Minigeschichten von den Philippinen - von Kaithoma - 31-01-2025, 21:14

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 8 Gast/Gäste