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Minigeschichten von den Philippinen
3. Teil


Ponyong schaute auf, sah Inday und rief ueberrascht: “Was hast du denn mit ihm zu schaffen?”
“Das ist mein Mann,” antwortete Inday “und ich moechte wissen,
warum du ihn verfolgst und heute Nacht hier aufgetaucht bist?”
“Was? Dein Mann? Meinst du das im Ernst?” kam Ponyongs Gegenfrage.

Ich unterbrach und fragte: “Wer ist das denn?”
“Ein Cousin von der Seite meiner Mutter,” kam die Antwort.
“Aber dann versteh ich gar nichts mehr. Er hat mich mit Alex in
Bel-at gesehen und mit Pedro auf dem Boot; er hatte sich erkundigt ueber
mich und da soll er nicht gewusst haben, dass wir verheiratet sind? Das
mag glauben wer will, ich sicherlich nicht.”

“Aber ich wusste es wirklich nicht,” kam die Antwort von Ponyong.
“Dann bist du aber ein lausiger Detektiv und im uebrigen wuerde ich
an deiner Stelle mal schoen die Schnauze halten, die Polizei wird sicher
etliche Fragen an dich spaeter haben,” entgegnete ich und war sehr
wuetend und nicht gerade leise mit meiner Antwort.

“Moment” unterbrach Ponyong, “ich muss dringend weg und etwas regeln.”
“Kommt ueberhaupt nicht in Frage” entgegnete ich, “du bleibst schoen
brav hier bis die Polizei dich eingesackt hat. Cousin oder nicht ist mir
ehrlich gesagt scheissegal. Und ich will wissen, was du von mir
wolltest?”

Ponyong unterhielt sich nun mit meiner Frau in Visaya und ich
verstand nur sehr wenig, da ich damals nur einige Woerter der Sprache
kannte. Meine Frau erschien wuetend und schimpfte kraeftig auf ihn ein
und mehrfach hoerte ich sie “dili, dili” sagen. Das heisst nein, nein.

Dann sprach sie mich an: “Es scheint er muss wirklich weg und etwas regeln, sonst koennte es boese ausgehen.”
“Warum das denn und was wollte er ueberhaupt?’ frage ich.
“Das kann ich jetzt nicht sagen,” meinte sie, “aber er kommt in zwei Tagen zurueck und dann wird er dir alles erzaehlen.”

“Ich glaube nicht, dass ich das machen kann, er wird der Polizei
uebergeben; schiesslich wurde er auf frischer Tat bei einem versuchten
Einbruch ertappt. Bewaffnet war er auch, also kommt da einiges auf ihn
zu.”

Meine Frau bettelte nun, ich solle ihn gehen lassen, da es wirklich
sehr wichtig war, aber ich hatte meine Meinung und der Scheisskerl
sollte in den Knast. Da gehoerte er naemlich hin. Basta!

Einer der Body Guards ging auf meine Bitte hin auch zur
Polizeistation in San Jose und es dauerte etwa 10 Minuten und er kam mit
zwei Polizisten zurueck. Ich war erstaunt, als die Polizisten Ponyong
freundlich mit Vornamen begruessten und dann fragten, was los gewesen
sei. Ich erzahlte die Story und die beiden Maenner von Elvin
bestaetigten die Geschichte. Der Polizist sagte zu Ponyong, dass er ihn
mitnehmen muesse, da ich auf Anzeige bestuende und er ging widerwillig
mit den beiden Uniformierten mit.

Inday weinte und ich fragte was los sei, bekam aber keine
vernuenftige Antwort. “Ponyong muesste unbedingt los um etwas zu regeln,
weil es sonst schlimme Konsequenzen gaebe.”

“Das ist mir wurscht, was es fuer Konsequenzen gibt, er hat sich da
rein geritten,” bekraeftigte ich und damit war das Thema vorlaeufig vom
Tisch.

Mit Schlafen war nun nichts mehr und wir tranken Kaffee aber
unterhielten uns ueber andere Dinge, da meine Frau ausweichend reagierte
und ich zu diesen fruehen Morgenstunden keinen Streit wollte. Aber fuer
mich war das nicht vorbei und ich wuerde rausfinden, was die beiden
geredet hatten. Da sollte ich mich aber gewaltig getaeuscht haben, denn
am Ende war es Ponyong, der mir alles erzaehlte, das sollte aber noch
ein Weilchen dauern.

Ich fuhr dann spaeter mit dem Boot nach Nazareth und anschliessend
nach Campo 12 um die Produktion zu checken und zu bezahlen. Am spaeten
Nachmittag kehrte ich zurueck und erkundigte mich bei der Polizei nach
dem Stand der Dinge. Ich wurde sofort zum Chef geschickt, die beiden
Polizisten, die Ponyong mitgenommen hatten, waren nicht da. Da sollte
ich dann aber eine grosse Ueberraschung erleben, denn der Polzeichef
erklaerte mir, dass er Ponyong habe gehen lassen.

“Was soll das denn?” fragte ich erbost, “der Mann ist ein Krimineller und nun wird er laufen gelassen?”

“Ja das war notwendig,” entgenete der Chef, “da er wichtiges zu erledigen hatte, aber in zwei Tagen wieder kommen wird.”

Ich lachte und meinte, “klar wird er wieder kommen, jetzt wo er
weiss, dass eine Anzeige gegen ihn laeuft. Ich werde mich morgen beim
Polizeichef der Region X beschweren.” Damals gab es die Caraga Region
noch nicht, zu der Surigao heute gehoert. Der Polizeichef meinte ich
solle tun, was ich fuer richtig halte. Er habe in meinem Interesse
gehandelt, indem er ihn laufen liess. Nun musste ich aber echt lachen
und sagte ihm, dass er wohl von seinen Vorgesetzten hoeren werde.

Zu Hause erzaehlte ich alles meiner Frau und sie sagte nichts weiter
dagegen, weil sie wohl wusste, dass sie mich nicht umstimmen konnte.
Aber nach wie vor rueckte sie nicht mit der Sprache heraus, was Ponyong
wollte und was da so dringend zu regeln gewesen sei.

Aber sie erzaehlte mir, dass Ponyong seit elf Jahren beim Militaer
sei und dort einer Spionage-organisation angehoerte. Deswegen wuerde wohl
auch nichts passieren, aber die Erfahrung muesse ich selbst machen. Ich
war nun schon ueberrascht und fragte mich umsomehr, was ein “Spion” von
mir wolle. Eingefallen ist mir die Loesung aber nicht. Ich war aber
doch ueber meine Frau veraergert, weil sie mir nichts sagen wollte.

Am naechsten Morgen fuhr ich mit dem ersten Trip nach Surigao City.
Gegen acht uhr kamen wir dort an und ich begab mich zum Busterminal um
nach Cagayan de Oro zu fahren, denn dort war das Hauptquartier der
Region X. Ponyongs richtigen Namen hatte ich auch von meiner Frau
bekommen, die zu wissen schien, was da auf mich zukam.

Gegen vier Uhr am Nachmittag kam ich in Cagayan an und begab mich zum
Polizeihauptquartier, das man im Camp Vicente Alagar finden konnte.
Bedauerlicherweise konnte ich den Chef nicht mehr erwischen. Der kaeme
erst am Morgen wieder wurde mir gesagt.

Ich checkte ins Philtown Hotel, das damals noch ganz neu war und auch relativ preiswert, aber wenigstens einiges an Luxus bot.

Am naechsten Morgen ging ich zurueck zur Polzei und wurde innerhalb
weniger Minuten zum regionalen Chef der PC (Philippine Constabulary)
gebracht. (Damals war die Polzei noch zweigeteilt mit der PC und der
INP – Integrated National Police – und die PNP – Philippine National
Police – musste bis Dezember 1990 noch auf ihre Gruendung warten.)

Ich war sehr ueberrascht, dass der Chef Bescheid wusste und mir
sagte, ich solle doch auf die Rueckkehr von Ponyong warten. Er kenne ihn
und er wuerde ganz sicher zurueck kommen.

Gott ich war wuetend! Nichts hatte ich erreicht, weil da scheinbar
alle unter einer Decke stecken. Ich ging dann zu einem Anwalt, weil mir
das ganze gewaltig stank. Attorney Rabanes (Der hatte uns spaeter auch
beim “Aerger auf der Farm vertreten" war mir vom Hotel empfohlen
worden. Der war erst seit wenigen Jahren privater Anwalt, aber sehr
erfahren, da er ueber 20 Jahre lang Staatsanwalt – auch Fiscal genannt –
gewesen war. Wie war ich ueberrascht, als der mir riet doch zuerst mal
auf die Rueckkehr von Ponyong zu warten.

Hatte sich denn die ganze Welt gegen mich verschworen?

Fortsetzung folgt
[Bild: https://www.philippinenforum.net/forum/i...pwZw%3D%3D]
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RE: Minigeschichten von den Philippinen - von Kaithoma - 02-02-2025, 19:14

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