15-02-2025, 17:11
2. Tei
“Lena hat vor einigen Tagen auch begonnen Chromerz zu kaufen und sie
hat die Preise erhoeht und fast alle liefern an sie,” erklaerte mir mein
Schwager Alex, der die Produktionslisten fuehrte.
“Klar sie hat ja keine Ausgaben mit der Finanzierung, hat kein
angemeldetes Geschaeft, zahlt keine Steuern und laesst am Ende einen
Schuldenberg uebrig, da kann sie leicht hoehere Preise bezahlen,” meinte
ich veraergert. Hier wurde ich zum erstenmal mit der Philippinischen
“Sitte” des Nachahmens konfrontiert. Wenn man hier erfolgreich ein
Geschaeft betreibt, kann man Gift drauf nehmen, dass man imitiert wird
und die Konkurrenz, die von Tuten und Blasen meist keine Ahnung hat und fast
nie irgendwelche Steuern bezahlt, einem das Geschaeft zumindest
erschwert wenn nicht gar versaut. Dazu kommen Intrigen vom feinsten nur
um dem anderen “fertig” zu machen.
Neid ist leider ein fester Bestandteil des Geschaeftsleben auf den Philippinen
und daran musste ich mich gewoehnen. Allerdings war ich damals nicht
gewillt, das so einfach hinzunehmen und auf Anraten meines Schwagers
gingen wir dann zum Barangay Captain um uns zu beschweren. Der hoerte
sich alles in Ruhe an und meinte, dass er morgen ein Meeting einberufen
werde und Lena sowie unsere Schuldner “vorgeladen” werden wuerden. Ich
war erstaunt ueber die Geschwindigkeit mit der die “Dorfgerechtigkeit”
arbeitete.
Am naechsten Tag sollten wir um zwei Uhr nachmittags beim Captain
sein, denn da wuerde das “Meeting” stattfinden. Wir trudelten puenktlich
ein, aber weder Lena noch Pedio und einige andere Bergleute, die an
Lena verkauft hatten, kamen. Gegen vier Uhr war der Captain sauer und
schickte die Barangay Tanod los, um die Leute zu holen. Innerhalb von
dreissig Minuten waren alle da und der Captain erklaerte den nicht
Gekommenen erstmal, dass es die Moeglichkeit einer Bestrafung gab,
wenn man einen Barangay Summon ignoriert. Sollte das noch einmal
vorkommen, werde er das mit Sicherheit tun.
Wir trugen dann unsere Beschwerde vor und innerhalb von 5 Minuten wurde es turbulent.
“Ich kann kaufen von wem ich will,” rief Lena, “denn deine
Finanzierung geht mich nichts an, das musst du mit den Minern
ausmachen.”
“Es ist schlichtweg charakterlich zweifelhaft, wenn man die Rechte
anderer einfach ignoriert, kam meine Antwort, “und wenn sie von den
Minern kaufen wolle, dann sollte sie uns erst die Finanzierung mit
Zinsen und entgangenem Gewinn erstatten. ”
Das wollte sie nicht und beharrte auf ihrem Standpunkt, dass sie das
nichts angehe. Der Captain intervenierte und machte Lena und ihrem Mann
Jesus, der verspaetet auch gekommen war, klar, dass er das nicht dulden
wuerde. Bergleute die Schulden bei Kaeufern hatten, muessten erst die
Schulden abtragen, bevor sie an andere Aufkaeufer liefern durften.
Nun meldete sich Pedio zu Wort, dass wir dann aber den gleichen Preis
wie Lena zahlen muessten. Das wollte ich zumindest fuer den
ausstehenden Schuldenbetrag nicht, sondern wuerde den Preis erst
anpassen fuer Neulieferungen entweder frei oder gegen Neuschulden
verrechnet. Es gab eine laengere Diskussion darueber, in der ich Pedio
klarmachte, dass ich ihn zu dem Preis nicht finanziert haette und er nun
auch kein Einkommen haette. Muerrisch stimmte er zu die Schulden zum
alten Preis abzutragen und verlangte gleich mal einen Vorschuss von 5000
Pesos, die dann bereits zum neuen Preis verrechnet wuerden. Nach einer
kurzen Beratung mit meinem Schwager stimmte ich dann zu.
Die anderen Bergleute akzeptierten die neuen Bedingungen auch und der
Capatain ermahnte Lena sich an die Abmachungen zu halten und nur von
Bergleuten zu kaufen, die niemandem gegenueber irgendwelche
Verpflichtungen haetten. Lena versprach sich daran zu halten. Jesus ihr
Mann – oder besser Maennlein, denn er wog hoechtens 45 Kilo, war 1.50
Meter “gross” und sehr duenn – hatte bei der ganzen Diskussion
ueberhaupt nichts gesagt.
Drei Tage waren vergangen, da hoerten wir, dass Lena und Jesus nun direkt
an der Mine von unseren Bergleuten kaufen wuerde. Sibat Sibat
nennt man das, wenn man an andere liefert und seine Vorschuesse nicht
bezahlt. Dem sollte ich noch viel oefter begegnen, denn Loyalitaet im
Geschaeftsleben gibt es unter Filipinos kaum, und das Bezahlen von
Schulden ist nicht unbedingt die starke Seite der meisten Pinoys.
Wir gingen also wieder zum Barangay Captain und schilderten die Lage.
Dieses Mal lies der Captain Lena und Co direkt von der Tanod holen und
als sie ankamen, verhaengte er eine “Strafe” von 100 Pesos pro Kopf.
“Laecherlich” dachte ich, “damit wird er sie sicherlich nicht stoppen.”
Anschliessend verbat er generell das Kaufen an der Mine, da dann die
Abrechnung fuer dem Anteil des Dorfes nicht kontrolliert werden koenne.
Und er ordnete an, dass Lena alles was sie in den letzten drei Tagen
gekauft hatte an uns zu liefern, aber nur fuer den gleichen Preis, den
sie bezahlt hatte. Nun war Lena sauer und schrie, dass sie das nie und
nimmer machen werde, das sei ihr Chromerz und sie habe das schon
bezahlt. Nun wurde der Capatain sauer und ordnete der Tanod an, dass
alles Chromerz von Lenas Haufen zu uns transferiert wird, gemessen und
dann von uns an Lena bezahlt wird, abzueglich der Transportkosten, die
wir direkt an die Arbeiter zahlen sollten. Lena ging, aber nicht ohne
den Captain noch anzuschreien, dass das letzte Wort in dieser Sache noch
nicht gesprochen sei.
Am naechsten Tag waren wir den ganzen Tag sehr beschaeftigt um all
das Erz zu vermessen und zu bezahlen, aber das naechste Wort von Lena
sollte noch kommen.
Fortsetzung folgt
[Bild: https://www.philippinenforum.net/forum/i...pwZw%3D%3D]
“Lena hat vor einigen Tagen auch begonnen Chromerz zu kaufen und sie
hat die Preise erhoeht und fast alle liefern an sie,” erklaerte mir mein
Schwager Alex, der die Produktionslisten fuehrte.
“Klar sie hat ja keine Ausgaben mit der Finanzierung, hat kein
angemeldetes Geschaeft, zahlt keine Steuern und laesst am Ende einen
Schuldenberg uebrig, da kann sie leicht hoehere Preise bezahlen,” meinte
ich veraergert. Hier wurde ich zum erstenmal mit der Philippinischen
“Sitte” des Nachahmens konfrontiert. Wenn man hier erfolgreich ein
Geschaeft betreibt, kann man Gift drauf nehmen, dass man imitiert wird
und die Konkurrenz, die von Tuten und Blasen meist keine Ahnung hat und fast
nie irgendwelche Steuern bezahlt, einem das Geschaeft zumindest
erschwert wenn nicht gar versaut. Dazu kommen Intrigen vom feinsten nur
um dem anderen “fertig” zu machen.
Neid ist leider ein fester Bestandteil des Geschaeftsleben auf den Philippinen
und daran musste ich mich gewoehnen. Allerdings war ich damals nicht
gewillt, das so einfach hinzunehmen und auf Anraten meines Schwagers
gingen wir dann zum Barangay Captain um uns zu beschweren. Der hoerte
sich alles in Ruhe an und meinte, dass er morgen ein Meeting einberufen
werde und Lena sowie unsere Schuldner “vorgeladen” werden wuerden. Ich
war erstaunt ueber die Geschwindigkeit mit der die “Dorfgerechtigkeit”
arbeitete.
Am naechsten Tag sollten wir um zwei Uhr nachmittags beim Captain
sein, denn da wuerde das “Meeting” stattfinden. Wir trudelten puenktlich
ein, aber weder Lena noch Pedio und einige andere Bergleute, die an
Lena verkauft hatten, kamen. Gegen vier Uhr war der Captain sauer und
schickte die Barangay Tanod los, um die Leute zu holen. Innerhalb von
dreissig Minuten waren alle da und der Captain erklaerte den nicht
Gekommenen erstmal, dass es die Moeglichkeit einer Bestrafung gab,
wenn man einen Barangay Summon ignoriert. Sollte das noch einmal
vorkommen, werde er das mit Sicherheit tun.
Wir trugen dann unsere Beschwerde vor und innerhalb von 5 Minuten wurde es turbulent.
“Ich kann kaufen von wem ich will,” rief Lena, “denn deine
Finanzierung geht mich nichts an, das musst du mit den Minern
ausmachen.”
“Es ist schlichtweg charakterlich zweifelhaft, wenn man die Rechte
anderer einfach ignoriert, kam meine Antwort, “und wenn sie von den
Minern kaufen wolle, dann sollte sie uns erst die Finanzierung mit
Zinsen und entgangenem Gewinn erstatten. ”
Das wollte sie nicht und beharrte auf ihrem Standpunkt, dass sie das
nichts angehe. Der Captain intervenierte und machte Lena und ihrem Mann
Jesus, der verspaetet auch gekommen war, klar, dass er das nicht dulden
wuerde. Bergleute die Schulden bei Kaeufern hatten, muessten erst die
Schulden abtragen, bevor sie an andere Aufkaeufer liefern durften.
Nun meldete sich Pedio zu Wort, dass wir dann aber den gleichen Preis
wie Lena zahlen muessten. Das wollte ich zumindest fuer den
ausstehenden Schuldenbetrag nicht, sondern wuerde den Preis erst
anpassen fuer Neulieferungen entweder frei oder gegen Neuschulden
verrechnet. Es gab eine laengere Diskussion darueber, in der ich Pedio
klarmachte, dass ich ihn zu dem Preis nicht finanziert haette und er nun
auch kein Einkommen haette. Muerrisch stimmte er zu die Schulden zum
alten Preis abzutragen und verlangte gleich mal einen Vorschuss von 5000
Pesos, die dann bereits zum neuen Preis verrechnet wuerden. Nach einer
kurzen Beratung mit meinem Schwager stimmte ich dann zu.
Die anderen Bergleute akzeptierten die neuen Bedingungen auch und der
Capatain ermahnte Lena sich an die Abmachungen zu halten und nur von
Bergleuten zu kaufen, die niemandem gegenueber irgendwelche
Verpflichtungen haetten. Lena versprach sich daran zu halten. Jesus ihr
Mann – oder besser Maennlein, denn er wog hoechtens 45 Kilo, war 1.50
Meter “gross” und sehr duenn – hatte bei der ganzen Diskussion
ueberhaupt nichts gesagt.
Drei Tage waren vergangen, da hoerten wir, dass Lena und Jesus nun direkt
an der Mine von unseren Bergleuten kaufen wuerde. Sibat Sibat
nennt man das, wenn man an andere liefert und seine Vorschuesse nicht
bezahlt. Dem sollte ich noch viel oefter begegnen, denn Loyalitaet im
Geschaeftsleben gibt es unter Filipinos kaum, und das Bezahlen von
Schulden ist nicht unbedingt die starke Seite der meisten Pinoys.
Wir gingen also wieder zum Barangay Captain und schilderten die Lage.
Dieses Mal lies der Captain Lena und Co direkt von der Tanod holen und
als sie ankamen, verhaengte er eine “Strafe” von 100 Pesos pro Kopf.
“Laecherlich” dachte ich, “damit wird er sie sicherlich nicht stoppen.”
Anschliessend verbat er generell das Kaufen an der Mine, da dann die
Abrechnung fuer dem Anteil des Dorfes nicht kontrolliert werden koenne.
Und er ordnete an, dass Lena alles was sie in den letzten drei Tagen
gekauft hatte an uns zu liefern, aber nur fuer den gleichen Preis, den
sie bezahlt hatte. Nun war Lena sauer und schrie, dass sie das nie und
nimmer machen werde, das sei ihr Chromerz und sie habe das schon
bezahlt. Nun wurde der Capatain sauer und ordnete der Tanod an, dass
alles Chromerz von Lenas Haufen zu uns transferiert wird, gemessen und
dann von uns an Lena bezahlt wird, abzueglich der Transportkosten, die
wir direkt an die Arbeiter zahlen sollten. Lena ging, aber nicht ohne
den Captain noch anzuschreien, dass das letzte Wort in dieser Sache noch
nicht gesprochen sei.
Am naechsten Tag waren wir den ganzen Tag sehr beschaeftigt um all
das Erz zu vermessen und zu bezahlen, aber das naechste Wort von Lena
sollte noch kommen.
Fortsetzung folgt
[Bild: https://www.philippinenforum.net/forum/i...pwZw%3D%3D]