Themabewertung:
  • 203 Bewertung(en) - 2.85 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Minigeschichten von den Philippinen
Heute ist Karfreitag und ich möchte zum ersten mal eine Geschichte erzählen, die am Karfreitag 1989 passiert ist.

Üblicherweise tun Filipinos am Karfreitag nicht viel: Ausgehen ist verpönt da gefährlich, und außer Kirche und zu Hause läuft an diesem Tag nichts ab. Es ist auch meiner Erinnerung nach, der einzige Tag im Jahr, wo sogar die Malls geschlossen sind. Am Gründonnerstag, der dort auch Feiertag ist, sind sie offen und ab Ostersamstag auch wieder, nur eben nicht am Karfreitag, denn das ist für Pinoys ein echter Unglückstag.

Ich glaube zwar an Gott, aber hatte natürlich nie diese Überzeugung und den Fanatismus im Glauben, wie die Filipinos. Und für die war mein Plan nach San Pablo zu fahren um Geld zu bringen, da sehr viel Chromerz Produktion angekommen war auf unserem Lagerplatz und das musste bezahlt werden, einfach nur verrückt. Ostersamstag und Sonntag waren bereits für die Familie verplant, also musste der Karfreitag herhalten. Nach einigen Diskussionen mit meiner Frau, die mir noch nachrief "wirst schon sehen was du von deiner Sturheit hast" ging ich also zu Dario, unseren Operator vom Service Pumpboat,  und bat ihn mich nach San Pablo zu bringen. Entrüstet lehnte er ab, da das am Karftreitag ja viel zu gefährlich sei. 

Also beschloß ich die Fahrt selbst zu machen. Diese Fahrt mit dem Boot dauert etwa 70 Minuten bei gutem Wetter und das Boot war schnell, da es mit 16 PS ein wenig übermotorisiert war für die Größe. 

Ich hatte das Boot ja schon öfter selbst gefahren und bedient und traute mir das auch bei einer längeren Fahrt durchaus zu, also fragte ich den Cousin meiner Frau - sein Spitzname war Toto - ob er mitkäme. Seine Mutter war dagegen, aber sein Vater hatte Utang na Loob bei mir und stimmte deswegen zu. Also gingen Toto und ich zum Pier, wo das Boot neben der Anlagestelle auf dem Strand lag. Das Wetter war schön und die See spiegelglatt mit fast keiner Wellenbewegung um 7 Uhr am Morgen. Wir starteten das Boot und verließen San Jose um die Melgarbucht zu überqueren in Richtung San Pablo. Die Fahrt war ruhig und wir passierten Melgar und fuhren denn in die Bucht von Bababuaya (Heim der Krokodile, obwohl ich nie eines dort gesehen habe)  und näherten uns San Roque (heute Puerto Princesa). Dort gab es eine relativ enge Durchfahrt zwischen Dinagat und einer der Küste vorgelagerten Insel, der an seiner engsten Stelle vielleicht 50 Meter breit war. Als wir in diese Durchfahrt einfuhren, rollten uns die ersten, über 1 Meter hohen Wellen, entgegen. Wr schauten auf den Himmer und der war Richtung Norden richtig grau geworden. Ein sogenannter "Subasko" näherte sich, das ist ein kurzlebiger Sturm auf lokaler Ebene, der aber sehr stark werden konnte. Nach einer kurzen Beratschlagung entschieden wir uns die Fahrt fortzusetzen, weil wir glaubte rechtzeitig in San Pablo einzutreffen. .

Als wir die Durchfahrt verließen wurden die Wellen niedriger, die durch die Enge der Durchfahrt wohl etwas hochgedrückt worden waren. Wie fuhren also weiter und als wir um die nächste Biegung kamen, waren die Wellen wieder genauso hoch wie in der Durchfahrt, aber sie lagen enger beinander und wenden war nun unmöglich geworden, da wir die Wellen seitwärts bekommen hätten, was die Gefahr des Kenterns drastisch erhöht hätte. Uns blieb nichts anderes übrig als mit verminderter Geschwindigkeit die Wellen leicht schräg anzufahren, was zur Folge hatte, dass wir uns zumindest zeitweise vom Ufer entfernten, das vorher immer innerhalb von 100 Metern lag und sich nun schon auf einen halben Kilometer entfernt hatte. Als wir weiter draußen waren, änderte sich die Windrichtung und kurz danach auch die Richtung der Wellen, die es jetzt erlaubten, dass wir uns dem Ufer wieder näherte. Eine Welle nach der anderen "kletterten" wir hoch um danach ins Wellentall hinabzusausen. Solange die Wellen regelmäßig waren machte es sogar Spaß, obwohl die Wellenhöhe mittlerweile 2 Meter erreicht hatte. Wir waren nun noch etwa 1 Kilometer vor der Einfahrt in die lange Bucht von San Pablo entfernt und konnten dort schon schwere Kreuzseen erkennen, die drei bis vier Meter hoch aufschäumten und das Donnern der Brandung an der Steilküste dort war bereits zu hören. 

Fortsetzung folgt
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Minigeschichten von den Philippinen - von Kaithoma - 18-04-2025, 08:52

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste